Meine Merkliste
my.bionity.com  
Login  

Richard Hessberg



Richard Hessberg (* 27. Dezember 1879 in Essen; † 27. März 1960 in Essen) war ein deutscher Augenarzt jüdischen Glaubens.

Leben

Richard Hessberg war der Sohn eines Essener Augenarztes. Nach Schulbesuch in Essen und Höxter (Abitur) und Medizinstudium promovierte er 1904 in München. Zurück in Essen übernahm er die Praxis seines Vaters und war zugleich Knappschaftsarzt. 1913 wurde er als Prof. Dr. med. zum Chefarzt der Augenklinik der Städtischen Krankenanstalten in Essen nebenamtlich berufen, „da es für die Belegung der Klinik wünschenswert erschien, dass er seine Kassenärztliche Praxis noch beibehalten konnte“.

Er heiratete die Nicht-Jüdin Grete Koenecke aus Düsseldorf und hatte mit ihr drei Kinder. In dieser Zeit konvertierte er zum Protestantismus. Die Ehe wurde 1934 geschieden.

Neben seiner Praxis- und seiner Chefarzttätigkeit nahm er eine wichtige Position bei der Ophthalmologischen Abteilung der „Gesellschaft für Wissenschaft und Leben im rheinisch-westfälischen Industriebezirk“ ein und fungierte bei ihren Sitzungen mehrfach als Berichterstatter. Unter anderem dafür wurde ihm 1929 beim 48. Deutschen Ärztetag in Essen eine Festschrift gewidmet.

Zum beruflichen Engagement kam das politische und literarische. So gehörte er während der Weimarer Republik der Deutschen Volkspartei an. 1920 wohnte Thomas Mann bei ihm. Außerdem gehörte Dr. Hessberg der Gesellschaft für Bibliophilie an, der er 1925 einen Brief Karl Immermanns an Heinrich Heine stiftete.

Ende 1933 musste er seine Tätigkeit an der Augenklinik Essen einstellen. Sein bisheriges Einkommen von etwa 2.200 Mark monatlich ging dadurch auf etwa 515 Mark zurück. Im Oktober 1938 wurde auch ihm die ärztliche Approbation entzogen, und im Gefolge der Pogromnacht war er für fünf Wochen bis Mitte Dezember inhaftiert.

Während die aus der „privilegierten Mischehe“ stammenden Kinder in Deutschland blieben, floh Richard nach Verkauf seines Vermögens im Mai 1939 zunächst nach Bonstetten in die Schweiz, von wo er nach Mittelamerika emigirieren wollte. Er wanderte schließlich über Spanien nach Cuba aus. Mangels dortiger Arbeitsmöglichkeiten ging er dann in die USA, wo er weiterarbeitete und auch die Staatsangehörigkeit erhielt.

1948 heiratete er in New York offiziell die aus Köln stammende Erica Nockler, eine Nichtjüdin, und die Ehe wurde von der Stadt Hamburg rückwirkend seit 1935 anerkannt.

Spätestens ab 1950 betrieb er seine Rückwanderung nach Deutschland, wo er sich mindestens bereits seit 1948 aufhielt. Im Oktober 1952 kehrte er im Ruhestand nach Essen zurück, wo er 1960 verstarb.

Veröffentlichungen

  • Über Carcinom des Prozessus vermiformis. . München : C. Wolf & Sohn, 1904. (31 S.) 8". München, Med. Fak., Ref. v. Bollinger, Diss. v. 10. Nov. 1904
  • Jahresbericht der Augenklinik der städt. Krankenanstalten zu Essen-Ruhr (Albert und Franka-Hirschland-Stiftung) für die Jahre 1913 -1919. Dresden-Blasewitz : Kaemmerer u. Bleyl. In: Wochenschrift für Therapie u. Hygiene d. Auges; Nr. 23, 1918/19
  • Bericht über die 18. Sitzung der Ophthalmologischen Abteilung der Gesellschaft für Wissenschaft und Leben im rheinisch-westfälischen Industriebezirk am Sonnabend, den 11. Januar 1930, nachmittags 4 Uhr, in der Augenklinik der städtischen Krankenanstalten zu Essen, erstattet von R. Hessberg. Sonderabdr. Aus: Zeitschrift für Augenheilkunde ; 71 (1930), S. 260-271, Berlin, Verlag Karger
  • Bericht über die 21. Sitzung der Ophthalmologischen Abteilung der Gesellschaft für Wissenschaft und Leben im rheinisch-westfälischen Industriebezirk am Sonnabend, den 24. 10. 1930, nachmittags 4 Uhr, in der Augenklinik der städtischen Krankenanstalten zu Essen, erstattet von R. Hessberg. Sonderabdr. Aus: Zeitschrift für Augenheilkunde ; 77 (1932), S. 274-284, Berlin, Verlag Karger
  • [Bericht über die 22.] Sitzung der Ophthalmologischen Abteilung der Gesellschaft für Wissenschaft und Leben im rheinisch-westfälischen Industriebezirk am Sonnabend, den 5. März 1932, nachm. 4 Uhr, in der Augenklinik der Städtischen Krankenanstalten in Essen erstattet von R. Hessberg. Sonderabdr. Aus: Zeitschrift für Augenheilkunde ; 78 (1932), S. 375-382, Berlin, Verlag Karger

Literatur

  • Karl Immermann: Ein unbekannter Brief Immermanns vom 5. März 1825 ; Immermann, [Karl] ; Immermann an Heine. [Faks.] (Hrsg.: Erich Schulz. Den Teiln. an d. Jahresvers. der Ges. d. Bibliophilen gestiftet v. Richard Hessberg u. Ernst v. Waldthausen). (Leipzig), (1926). 4 Bl. 4".
  • Festschrift Richard Hessberg. 48. Deutscher Ärztetag, Essen 27. - 29. Juni 1929. [die Ausstattung … besorgte Max Burchartz... Hrsg. Richard Hessberg ; Walther Dabitz]. Essen, Kavermann [Verein d. Ärzte f. d. Stadt u. Landkreis Essen], 1929, 138 S. : Ill. ; 8-o
  • Artur Schopenhauer: Über Schriftstellerei und Stil, Lesen und Bücher [Ausz.] ; (Den Teilnehmern am Jahresessen d. Essener Bibliophilen' Abend und Freunden gewidmet v. R[ichard] H[eßberg]). (Essen), (1930), 6 Bl. 8". ([Essener Bibliophilenabend. Gaben ; 1930,4]) Anmerkung: Aus: Schopenhauer, Parerga u. Paralipomena
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Richard_Hessberg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Ihr Bowser ist nicht aktuell. Microsoft Internet Explorer 6.0 unterstützt einige Funktionen auf ie.DE nicht.