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Max Hodann



Max Julius Karl Hodann (* 30. August 1894 in Neiße; † 17. Dezember 1946 in Stockholm) war ein deutscher Arzt, Eugeniker und Sexualreformer.

Ab 1921 arbeitete Hodann als Arzt für Geschlechtskrankheiten und von 1922-1933 als Stadtarzt in Berlin-Reinickendorf.

In Magnus Hirschfelds Institut für Sexualwissenschaft war Hodann von 1926 bis 1929 regelmäßiger Mitarbeiter und leitete die Sexualberatungsstelle sowie die Eugenische Abteilung für Mutter und Kind und veranstaltete öffentliche Frageabende zur Sexualaufklärung.

Hodann war Mitglied im Reichsverband für Geburtenregelung und Sexualhygiene, des Bundes der Freunde der Sowjet-Union und im Verein sozialistischer Ärzte und trat auch als Eugeniker hervor.

So schrieb er 1928 in der Zeitschrift Sozialistische Erziehung einen Artikel Was müssen unsere Genossen von der Eugenik wissen? in dem er dem Rassenhygieniker Heinrich Poll „ohne Bedenken“ zustimmte, der geschrieben hatte: „Wie der Organismus schonungslos entartete Zellen opfert [… ], um das Ganze zu retten: so sollen auch die höheren organischen Einheiten, der Sippschaftsverband, der Staatsverband, sich nicht in übergroßer Ängstlichkeit vor dem Eingriff in die persönliche Freiheit scheuen, die Träger krankhaften Erbgutes daran zu verhindern, schädigende Keime durch Generationen weiterzuschleppen“. Hodann fuhr fort: „Wer bemüht sich (heute) ernsthaft um die Ausschaltung von Keimschädigungen? [… ] es wird Sache der sozialistischen Gesellschaft nicht zuletzt sein, in eugenischer Hinsicht Maßnahmen zu ergreifen, um die Gesellschaft von der Belastung durch minderwertige Nachkommen zu schützen“. Andererseits müsse die Fortpflanzung der „wertvollsten Familien“ künstlich gefördert werden, weil sonst „Verlust an wertvollem Erbgut“ drohe, der „auch im Interesse des Proletariats bedenklich“ sei.

Er wurde 1933 verhaftet, ohne Verfahren bis zum September desselben Jahres inhaftiert und emigrierte wenig später in die Schweiz. Danach kämpfte er zeitweise in den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg.

Er veröffentlichte 1937 im Internationalen Ärztlichen Bulletin, einer 1934-1939 erscheinenden Zeitschrift emigrierter deutscher Ärzte, einen Artikel über Die Freigabe des Abortus provocatus in Katalanien. Darin begrüßte Hodann das 1937 von der sozialistischen Regierung in Katalonien erlassene Gesetz, das Frauen die Möglichkeit eines in einer Klinik von einem Arzt durchgeführten, unentgeltlichen Schwangerschaftsabbruchs einräumte. Er betonte, dass im antifaschistischen Spanien die Gleichberechtigung der Frau gewährt werde, im Gegensatz zu Deutschland und Italien, wo Vertreter der faschistischen Ideologie - trotz gegenteiliger Behauptungen - versuchten, die Frauen auf Küche und Kindergebären zu beschränken.

Hodann übersiedelte danach zunächst nach Großbritannien, wo er sich um die Wiedererrichtung eines Forschungsinstituts bemühte, im September 1939 nach Schweden. In der Zeitschrift Sexual Frågan veröffentlichte er regelmäßig Artikel. Ab 1944 leitete er dort Umerziehungskurse mit deutschen Deserteuren, in denen die von ihrer nationalsozialistischen Erziehung geprägten ehemaligen Soldaten durch gezielte Schulung zu selbstbewussten und demokratisch denkenden Menschen erzogen werden sollten. In Peter Weiss' Ästhetik des Widerstands ist ihm ein literarisches Denkmal gesetzt.

Werke

  • Bub und Mädel. Gespräche unter Kameraden über die Geschlechterfrage, Oldenburg 1925
  • Die Sexualnot der Erwachsenen, Rudolstadt 1928
  • Sexualelend und Sexualberatung (Briefe aus der Praxis), Rudolstadt 1928
  • Sexualpädagogik. Erziehungshygiene u. Gesundheitspolitik. Gesammelte Aufsätze u. Vorträge (1916 - 1927). Rudolstadt 1928
  • Unzucht! Unzucht! Herr Staatsanwalt! Zur Naturgeschichte des deutschen Schamgefühls, Rudolstadt 1928
  • Geschlecht und Liebe in biologischer und gesellschaftlicher Beziehung, Rudolstadt 1929
  • Onanie - weder Laster noch Krankheit, Berlin 1929
  • Sowjetunion Gestern - Heute - Morgen, Berlin 1930, 2.,erg. Auflage 1931
  • Der slawische Gürtel um Deutschland. Polen, die Tschechoslowakei und die deutschen Ostprobleme, Berlin 1932

Literatur

  • Wilfried Wolff: Max Hodann (1894-1946). Sozialist und Sexualreformer. Hamburg 1993, ISBN 3928770179.
  • Ralf Dose: No Sex Please, We're British, oder: Max Hodann in England 1935 - ein deutscher Emigrant auf der Suche nach einer Existenz. In: Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, Nr. 22/23, Juni 1996, S. 99-125
  • Bernhard Meyer, Hans Jürgen Mende (Herausgeber):Berliner jüdische Ärzte in der Weimarer Republik Berlin 1996 (Hodann war jedoch kein Jude)
  • Das Strafverfahren gegen Max Hodann und Karl Dietz im Rudolstadt des Jahres 1928 in: Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie. Berlin und Weimar, Aufbau 1990, Heft 117.
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Max_Hodann aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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