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Georg Groddeck



Georg Walther Groddeck (* 13. Oktober 1866 in Bad Kösen (an der Saale); † 10. Juni 1934 in Knonau bei Zürich) war ein Psychosomatiker und Schriftsteller.


Inhaltsverzeichnis

Leben

Sein Vater war der Arzt Karl Groddeck und seine Mutter war Karoline Koberstein, die Tochter des deutschen Literaturhistorikers August Koberstein, der sein ganzes Leben lang in Schulpforta unterrichtete. [1] Georg war das jüngste von fünf Kindern. Er wurde einer Amme, der "strahlenden Bertha", übergeben und bis zum Alter von neun Jahren als Mädchen gekleidet. Mit zwölf Jahren, als er in die Schule zurückfahren sollte, erkrankte er plötzlich, war aber einige Wochen später wieder in seinem Internat (Schulpforta). Aus dem guten Schüler wurde ein "schlechter Schüler", er war undiszipliniert, faul, stets lustlos und müde. Er wurde geschlagen, eingesperrt und erhielt den Beinamen "der Karzerkönig". [2]

Groddeck war zweimal verheiratet. Zusammen mit seiner ersten Frau Elsa hatte er eine Tochter. Seine zweite Frau war Emmy von Voigt. [3]

Methoden

Wer daraus den Schluss zieht, dass ich einen Menschen, der sich das Bein gebrochen hat, psychisch behandle, der hat ganz recht, nur freilich richte ich den Bruch erst ein und verbinde ihn. Aber dann - nun ja, dann massiere ich ihn, mache Übungen mit ihm, lasse das Bein eine halbe Stunde lang täglich in 45 Grad warmen Wassers baden, sorge dafür, dass er weder frisst noch säuft, und gelegentlich frage ich ihn: Warum hast du dir das Bein gebrochen, du dir?

Mit solchen und anderen Methoden verblüffte der damals in Baden-Baden ansässige Arzt Groddeck, Wegbereiter der psychoanalytischen Psychosomatik, seine zahlreichen Hörer und Leser. Seine Therapieformen verbanden Naturheilverfahren mit psychoanalytischen, suggestiven und hypnotischen Elementen. Seine Arm- und Fußbäder, Massagen, seine Diätkost werden auch heute noch praktiziert, wenn auch die kühnen Heilslehren, mit denen er seine Patienten zusätzlich durchaus autoritär traktierte, heute zurückhaltender bewertet werden. „Sich Gehorsam verschaffen“ sei die „Grundlage aller ärztlichen Kunst“, meinte er. Und tatsächlich wurde er für viele ein angehimmelter „Führer zur Gesundheit“. In seinem Buch vom Es lieferte er dem Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, den Begriff für seinen „Seelen-Unterbau“ und trug sich selbst in die Annalen der Psychoanalyse ein.

Anders als Freud beschäftigte sich Groddeck im wesentlichen mit chronisch Kranken. Groddeck gilt vielen als Begründer der Psychosomatik – seine Vorbehalte gegenüber der strengen Wissenschaftlichkeit und Schulmedizin ließen ihn allerdings unter Psychoanalytikern bis heute Außenseiter bleiben.

Georg Groddeck beschäftigte sich allerdings nicht nur mit medizinischen Themen, sondern auch mit sozialen Phänomenen. So gründete er 1911 einen genossenschaftlichen Konsumverein und war 1912 Gründungsmitglied der Baugenossenschaft Baden-Baden, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Wohnverhältnisse der Arbeiter zu verbessern, weswegen die Genossenschaft unter anderem die beispielhafte Ooswinkelsiedlung nach Art einer Gartenstadt bauen ließ.[4]

Georg Groddeck war bis zu seinem Tod im Jahre 1934 Aufsichtsratsvorsitzender der Baugenossenschaft Baden-Baden. Ein Fußweg zur Oos am Rande der aus nur zwei Straßen bestehenden Siedlung erinnert ebenso wie eine Gedenktafel an den unerschrockenen Verfechter sozialer Interessen. [5]

Literatur (Auswahl)

  • Georg Groddeck: Das Buch vom Es. Psychoanalytische Briefe an eine Freundin. Stroemfeld Verlag, Januar 2003. ISBN 3878778325
  • Georg Groddeck: Die Frau, in: Der Volkserzieher, 1909, s.a. http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/9461/
  • Steffen Häfner: Georg Groddeck – Vater der Psychosomatik, in: Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychoanalyse 40/1994, S. 249-265.
  • Sandor Ferenczi; Groddeck, Georg: Briefwechsel 1921 - 1933., dt. Erstausgabe Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main, Januar 1986, 980-ISBN-3-596-26786-2

Quellen

  1. Karl August Koberstein (1797-1870; Lehrer und Literaturhistoriker) mag. port. 1820-1870
  2. Briefwechsel mit Sandor Ferenczi, S. 25, Autor des Lebenslaufes (S. 25 - 28): Bernard This
  3. Briefwechsel mit Sandor Ferenczi, S. 26, 27
  4. Der Ooswinkel - Ein idyllisches Dorf
  5. Rika Wettstein über Groddeck
 
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