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Jakob Segal



Jakob Segal (* 1911 in Sankt Petersburg, Russland; † 1995) war ein Biologe und bis zu seiner Emeritierung der Leiter des Instituts für Allg. Biologie an der Humboldt-Universität in Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen über Struktur und Rolle der Proteinmoleküle und der Immunologie.  

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Mit 8 Jahren kam er mit seinen Eltern nach Königsberg im damaligen Preußen, wo er die Schule mit dem Abitur abschloss. Die ersten Semester seines Biologiestudiums absolvierte er in Deutschland, bevor er wegen antifaschistischer Aktivitäten emigrieren musste und sein Studium in Toulouse, Frankreich, fortsetzte und mit der „Licence des Sciences“ beendete. Dort lernte er auch seine spätere Frau Lilli kennen.

Nach Beendigung des Studiums begann er seine Forschungsarbeit in Paris am Sinnesphysiologischen Laboratorium des „Collège de France“.

Anschließend war er am „CNRS“ (Staatliches Zentrum für wissenschaftliche Forschung) in Paris tätig. 1940 promovierte Segal zum „Docteur des Sciences“ (Fach Physiologie) an der Sorbonne (Universität von Paris). Er nahm während des II. Weltkriegs aktiv am Widerstand gegen den Nationalsozialismus in den internationalen Kampfgruppen MOI und im Komitee „Freies Deutschland“ für den Westen teil.

Nach dem Krieg kehrte er ans „CNRS“ zurück und wurde dort zum „Chargé de Recherches“ ernannt. Er übernahm einen Forschungsauftrag über die Sinnesfunktionen der Hirnrinde.

1953 wurde er an die Humboldt-Universität zu Berlin (DDR) berufen und mit dem Aufbau eines Instituts für Allgemeine Biologie beauftragt, das sich in der Folge auf die Ausbildung von Biophysikern spezialisierte. Er leitete das Institut bis zu seiner Emeritierung 1971.

Forschungsgebiete: Struktur der Proteinmoleküle, Rolle der Proteine in element. Zellfunktionen und Immunologie. Zahlreiche Veröffentlichungen auf diesen Gebieten. Nach seiner Emeritierung setzte er die gleichen Arbeiten mit verstärkter Orientierung auf biophysikal. Probleme der Medizin fort.

AIDS/HIV-Thesen

Segal stellte um 1987 die These auf, dass das HI-Virus möglicherweise das Ergebnis militärischer Experimente in Fort Detrick, Maryland, USA (einem Biowaffen-Labor) durch den US-Forscher Gallo sei. Sie ist Grundlage vieler Verschwörungstheorien, die AIDS als eine bewusst gegen bestimmte Personengruppen eingesetzte Biowaffe sehen.

Als Segal dies 1987 veröffentlichen wollte, erteilte die DDR-Führung Segal im Zeichen der „friedlichen Koexistenz mit den USA“ Veröffentlichungs- und Forschungsverbot. Stefan Heym organisierte daraufhin ein ausführliches Interview in der „taz”. Die Rote Fahne (Parteizeitung der MLPD) druckte ab 1988 seine Artikel zum künstlichen Ursprung des HIV/AIDS ab und förderte die Verbreitung seiner Arbeit in Deutschland. In seinen letzten Lebensjahren bildete Aids sein hauptsächliches Forschungsgebiet.

Auch der Biologe Manuel Kiper, ehemals wissenschaftlicher Mitarbeiter der Grünen im Bundestag, vertrat die These des Ehepaars Segal und verbreitete sie in zwei Büchern weiter (siehe Literatur-Hinweise).


Prof. Segal Ansichten zusammengefasst:

Der Ursprungsort des HI-Virus ist laut Segal sehr wahrscheinlich ein sogenanntes P4-Forschungslabor in Fort Detrick im US-Bundesstaat Maryland. Dort war bis 1972 (oder 1975 ?), dem Jahr der Ächtung biologischer Waffen, ein zentrales Laboratorium des US-Verteidigungsministeriums für die Entwicklung von biologischen Waffen. Nach diesem Jahr soll dort die entsprechende Forschung aufgehört und ausschließlich zivile medizinische Forschung fortgeführt worden sein. Die Einrichtung war dem zivilen NIH in Bethesda, Maryland, unterstellt. Im Jahre 1977 wurde dort ein P4-Labor der höchsten Sicherheitsstufe errichtet, wenige Jahre vor dem Auftreten der ersten AIDS-Fälle in den USA. Segal geht von der Tatsache aus, dass es eine Verwandtschaft zwischen HI-Virus einerseits und dem Maedi-Visna-Virus der Schafe gibt, das ebenfalls ein Lentivirus der Retroviren ist. Eine weitere Ähnlichkeit sah er zum HTLV-I Virus und er ging davon aus, dass das HI-Virus in Fort Detrick als Produkt gentechnischer Forschung Ende 1977-Anfang 1978 entstanden sei, und zwar „in einem Labor Typ B4 im Gebäude 550” (wörtliches Zitat). Ab 1975 war Robert Charles Gallo Leiter dieser militärischen Forschungseinrichtung und maßgeblich am Bau des P4–Labors beteiligt, Gallo war auch gleichzeitig der Entdecker des HTLV-I des Menschen. Laut Segal wurden die ersten AIDS-Fälle 1979 bekannt, in Westeuropa 1981-1982 und in Afrika ab 1983. Die Meldungen über seropositive, tiefgefrorene afrikanische Blutseren aus älteren Jahren führt er auf Fehler bei den Testverfahren zurück, und hält die Publikationen darüber für eine Desinformation. Die These, dass das menschenpathogene HIV ein Mutant des Primaten–SIV (Similan Immunodeficiency Virus, damals noch als STLV Simian T-Cell Lymphome producing Virus bezeichnet) sei, lehnt er ab. Seiner Meinung nach wäre ein derartiger „ungeheuerlicher Mutationssprung von einer Unterfamilie in eine andere” als Unsinn anzusehen. Des weiteren weist Segal auch auf die Ähnlichkeit des Krankheitsverlaufs bei Visna und HIV hin, er sah allerdings als Widerspruch die Tatsache, dass die T4-Lymphocyten (Blutzellen die zu den weißen Blutkörperchen gehören) bei der Maedi-Visna Erkrankung der Schafe nicht durch das Virus infiziert würden und richtete daraufhin sein Augenmerk auf die Rolle der Makrophagen bei der Visna- wie auch HIV Infektion und kam zum Ergebnis, dass in beiden Fällen eine Infektion der Makrophagen für die jeweilige Symptomatik entscheidend sei. Seine Schlussfolgerung: „... Beim Menschen wie beim Schaf wird das tödliche Syndrom durch die Infektion der Makrophagen verursacht ...” und eine Schlüsselrolle bekäme hierbei das von Makrophagen freigesetzte Lymphokin TNF-Alpha. Weiter schrieb er „... es ist bekannt, dass die T4-Zellen vom HIV nur infiziert werden, wenn sie durch IL-1 oder durch einen anderen Reizstoff aktiviert wurden, was beim Gesunden nicht der Fall ist ...”

(Aus heutiger Sicht muss hinzugefügt werden, dass diese Annahme nicht richtig ist, auch führt die MVV-Infektion beim Schaf jedoch tatsächlich zu einer Immunschwäche durch Abfall der T4-Lymphozyten, beides war aber möglicherweise 1987 oder 1989 Segal noch nicht bekannt.)

Segal weist außerdem auf die Rolle des Thymus bei der HIV-Infektion hin. Der Thymus spielt in der Jugend beim Menschen eine große Rolle für die Entwicklung der T-Lymphozyten (zu denen die T4-Lymphozyten gehören). Eine große Zahl von infizierten Makrophagen führe nun, nach Segal, über die massive Freisetzung von TNF-alpha zum Untergang des Thymus und wäre daher ein, wenn nicht der, Hauptgrund für das Versagen des Immunsystems (Segal: Immunapparat) und damit der Schlüssel zum Verständnis der Immunschwäche bei AIDS und der dadurch bedingten opportunistischen Infektionen.

(Hier ist einzuwenden, dass es sehr wohl viele thymektopierte Menschen gibt (zum Beispiel bei Erkrankung an Myasthenia gravis oder bei Tumoren des Thymus), denen der Thymus operativ entfernt wurde, und bei denen eine derartige Entwicklung nicht stattfindet, auch ist der Thymus des Erwachsenen normalerweise stark verkümmert und wird oft nur noch als „retrosternaler Fettkörper” bezeichnet.)

Segal äußerte sich auch zur Therapie der HIV-Infektion und schlug eine sehr früh anzusetzende Therapie vor. Seine Therapieempfehlungen aus der Sicht der Jahre 1987-89 beziehen sich hauptsächlich auf das damals empfohlene AZT, das er mit Hinweis auf eine angebliche Unwirksamkeit und die Toxizität des AZT ablehnte. Er versprach sich dagegen Erfolge durch Anwendung einer „Volksmedizin” mit Elementen der traditionellen chinesischen Medizin in Form pflanzlicher Wirkstoffe sowie zwei weiterer Heilpflanzen aus Afrika. Er weist auch auf eine mögliche therapeutische Rolle von Acetylsalizylsäure (Aspirin). Segal im Jahr 1989: „Das Aspirin dürfte die Makrophagen, ähnlich wie die Granulozyten, desaktivieren und uninfizierbar machen.” Weiter: „Gewiss, die Schaffung des AIDS war ein Lehrlingsstück, ein misslungenes Lehrlingsstück, denn man hatte die langen und unregelmäßigen Inkubationszeiten des neuen Erregers nicht richtig eingeschätzt, und das Produkt ist somit für militärische Zwecke ungeeignet. Aber auch so beschert es uns für die nächsten Jahrzehnte 100 Millionen Tote und, schlimmer noch, für Milliarden junger Menschen überschattet es das schönste, was das Leben uns zu bieten hat: die Beziehung zum anderen Geschlecht.”

Zusammenfassend stellen Kritiker Segals fest, dass seine damaligen Theorien zum Ursprung von HIV heute von so gut wie keinem Wissenschaftler geteilt werden. Mittlerweile gilt als praktisch erwiesen, dass das menschliche HI-Virus durch Übertragung des Affenvirus SIV (simian immunodeficiency virus) auf den Menschen entstanden ist. Segal lehnte jedoch diese Erklärung ab, die entsprechende Diskussion über die Herkunft fand sowohl in Fachkreisen als auch in den Medien statt. Die HI-Viren haben bekanntermaßen eine sehr hohe Mutationsrate (was ein zentrales Problem der medikamentösen Behandlung darstellt), so dass eine Adaptation an den Menschen durch sukzesssive Mutationen in der Zukunft durchaus gut vorstellbar ist.

In seinem Buch „AIDS - Zellphysiologie Pathologie und Therapie” von 1991 schlägt er vor, eine Impfung gegen Aids mit Antigenen der inneren Proteinstruktur des Virus (Nukleokapsid Eiweiß p24) zu entwickeln. Die äußere Hülle (env, Eiweiß gp120) hätte Funktionen für das Immunsystem, deshalb störe eine Impfung mit diesem Antigen. Beim Eindringen des Virus in die Wirtszelle bleibt ein Teil des p24 an der Oberfläche der Wirtszelle hängen. Nach einer erfolgreichen Immunisierung gegen p24 vernichte das Immunsystem somit die befallenen Zellen (durch die produzierten Antikörper anti p24) und verringere die Viruslast. Einen Versuch machte der Erfinder des Polio-Impfstoffes Jonas Salk mit dem experimentellen Impfstoff HIV-1-Immunogen (Handelsname Remune). Er setzte hierbei jedoch auf deaktivierte HIV-1-Isolate aus Zaire und die entsprechenden viralen Eiweiße ohne gp120 und gp160 Außenhülleneiweiße. Die entsprechende Forschung wurde wegen einer fehlenden Wirksamkeit im Jahre 1999 abgebrochen. Eine Impfung gegen HIV gibt es bislang nicht, dies liegt an der hohen Mutationsrate des HI-Virus.

Segals Theorien und geheimdienstliche Desinformations-Kampagnen

Mit einer Mitteilung an amerikanische Diplomaten entschuldigte sich im August 1987 Gorbatschow für eine KGB-Kampagne, die die USA in den 80er Jahren beschuldigt hatte, das HI-Virus in Umlauf gebracht zu haben. Dem russischen KGB-Überläufer Vasili Mitrokhin gelang es 1992, eine große Menge Geheimmaterial in die britische Botschaft in Litauen zu schmuggeln, die er im Lauf von zwölf Jahren heimlich im KGB-Archiv kopiert hatte, zu dem er Zugang hatte. Aus seinen Unterlagen wurde die entsprechende Tätigkeit des KGB mit Nennung des Names Segal ersichtlich. Der englische Historiker Christopher Andrew veröffentlichte zusammen mit Vasili Mitrokhin das Buch "The Sword and the Shield" (Basic Books 1999). Nach dem Ende der DDR enthüllten zwei ehemalige MfS-Offiziere der Abteilung Desinformation ebenfalls diesen Vorgang (siehe Artikel in der FAZ vom 15. Oktober 2004). Noch heute ist Segals Hypothese jedoch teilweise in Afrika und darüberhinaus populär.

Werke

  • Jakob Segal/Lilli Segal: Aids - die Spur führt ins Pentagon zusammen mit Manuel Kiper, Biokrieg, Vg. Neuer Weg, 2. ergänzte Auflage Oktober 1990, ISBN 3-88021-199-X
  • Manuel Kiper: Seuchengefahr aus der Retorte - Vom sorglosen Umgang mit Genen, Viren und Bakterien, rororo Verlag, 1992, ISBN 3-499-13119-6
  • Lilli Segal/ Jakob Segal/ Christoph Klug: AIDS can be conquered, Verlag Neuer Weg 1995/2001, ISBN 3-88021-296-1
  • Jakob Segal: AIDS Zellphysiologie Pathologie und Therapie, Verlag Neuer Weg 1992, ISBN 3-88021-211-2
  • Jakob Segal und Gunther Seng und andere: Methoden der UV- Bestrahlung von Blut -- HOT und UVB, Hippokrates Verlag Stuttgart 1990, ISBN 3-7773-0984-2
  • Jakob Segal, Ute Körner, Kate P. Leiterer: Die Entstehung des Lebens aus Biophysikalischer Sicht, VEB Gustav Fischer Verlag 1983.

siehe auch


 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Jakob_Segal aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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