Anthrax-Bakterien vermutlich vor 50 Jahren zur Forschung hergestellt

10.10.2001
Washington (dpa) - Die Anthrax-Bakterien, die in der vergangenen Woche einen Mann im US-Staat Florida das Leben gekostet haben, wurden möglicherweise vor 50 Jahren in einem Labor im US-Bundesstaat Iowa hergestellt. Das berichteten US-Medien am Mittwoch unter Berufung auf Ermittler. Klarheit könne es aber erst nach Abschluss laufender Tests geben. Den Angaben zufolge gibt es Hinweise darauf, dass die Milzbrand- Erreger in den fünfziger Jahren zu Forschungszwecken gezüchtet wurden. Wie sie dann in die Redaktion eines Verlages in Florida gelangten, sei ein Rätsel. Dies stärkt allerdings die These, dass die Erreger mit Absicht verbreitet wurden. Die gefährlichen Bakterien gelten auch als mögliche Biowaffen. Die Fälle haben daher die Sorge geschürt, dass Terroristen am Werk waren. Bei der Untersuchung von Hinterlassenschaften der 19 Flugzeugentführer vom 11. September haben Ermittler nach Medienangaben jedoch keine Hinweise auf Anthrax-Sporen gefunden. Der am vergangenen Freitag an Milzbrand gestorbene Amerikaner arbeitete als Fotograf in dieser Redaktion. Bakterien wurden auch in den Nasenhöhlen eines weiteren Mitarbeiters sowie auf einer Computer- Tastatur entdeckt. Das Gebäude wurde versiegelt. Fast 800 Menschen wurden inzwischen auf eine Infektion getestet. US-Justizminister John Ashcroft hat ein Verbrechen nicht ausgeschlossen und beauftragte, das Bundeskriminalamt FBI mit den Ermittlungen. Ein weiterer gemeldeter Fall im US-Bundesstaat Virginia hat sich nach Angaben von Ärzten zunächst nicht als Milzbrand bestätigt. Eine Spur, die die Fahnder bisher in Florida verfolgten, hat sich als Sackgasse herausgestellt. Ein ehemaliger Praktikant arabischer Herkunft sei verhört worden und gelte als unverdächtig, berichtete das Nachrichtenmagazin «Newsweek». Der Student hatte nach seinem Abschied eine offenbar als Spaß gedachte E-Mail hinterlassen, in der er unter anderem eine «Überraschung» angekündigt hatte. Unterdessen werden in den Apotheken in Florida Antibiotika knapp, die zur Behandlung von Milzbrand verwendet werden können. Besonders begehrt sei das Medikament Cipro. Auch in anderen Regionen wie New York stieg der Absatz der Arznei sprunghaft. Wegen der erhöhten Nachfrage will auch der deutsche Pharma-Konzern Bayer nach eigenen Angaben die Produktion des Milzbrand-Bekämpfers Ciprobay ab November um 25 Prozent erhöhen. dpa ch/cw xx rb

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