Das Geheimnis des Alterns gelüftet

Die amerikanische Wissenschaftlerin Cynthia Kenyon erhält den Ilse & Helmut Wachter-Preis 2005

22.11.2005

Cynthia Kenyon gelang die bahnbrechende Entdeckung, dass das Altern ein regulierter, hormongesteuerter Prozess ist und daher auch beeinflusst werden kann. Dabei untersuchte Prof. Kenyon den Fadenwurm, dessen ca. 20.000 Gene bekannt sind und der eine durchschnittliche Lebenserwartung von 20 bis 30 Tagen hat - kurz genug, um Ergebnisse von Experimenten relativ schnell auswerten zu können. Inzwischen ist die Wissenschaftlerin in der Lage die Lebensdauer bei Fadenwürmern um das Sechsfache zu erhöhen. Umgelegt auf den Menschen würde dies eine Lebenserwartung von bis zu 500 Jahren bedeuten. Auch wenn das auf den Menschen nicht direkt anwendbar ist, lässt sich aus den Mechanismen, die Cynthia Kenyon und ihr Team herausgefunden haben, einiges lernen.

Prof. Kenyon konnte nachweisen, dass der Alterungsprozess kontrolliert gesteuert wird, und zwar durch das komplexe, vielschichtige und evolutionär konservierte Hormonsystem. Beim Fadenwurm (Caenorhabditis elegans) steuern Signale, die vom Reproduktions- und dem sensiblen Nervensystem ausgehen - zumindest teilweise - das Hormonsystem. Nachgeordnete Moleküle beeinflussen dann in der Folge die Lebensspanne des Wurms, indem sie die Expression einer Vielzahl unterschiedlicher untergeordneter Gene koordinieren. Dazu gehören solche, die durch Stress reguliert werden, den Organismus vor Mikroorganismen schützen, sowie bisher noch unbekannte Gene. Die Aktivität all dieser Gene zusammen bestimmt die Lebensspanne des Wurms. Einige dieser untergeordneten Gene können auch das Auftreten bestimmter altersassoziierter Erkrankungen beeinflussen. So koppelt das Hormonsystem den natürlichen Alterungsprozess an die Anfälligkeit für altersbedingte Erkrankungen.

Cynthia Kenyon hat damit der Forschung ein neues und in den letzten zehn Jahren rasch expandierendes Forschungsgebiet erschlossen. Da das Alter bei vielen Erkrankungen ein wesentlicher Risikofaktor ist, hofft sie aufgrund ihrer Forschungsergebnisse, mittelfristig Alterserkrankungen weiter verschieben zu können. "Wir wissen allerdings nicht, ob unsere Erkenntnisse beim Menschen jemals umgesetzt werden können. Es ist daher wichtig, keine voreiligen Versprechungen zu machen", betonte die Wissenschaftlerin vor Medienvertreterin in Innsbruck.

Der vom emeritierten früheren Ordinarius Univ.-Prof. Dr. Helmut Wachter gestiftete Ilse & Helmut Wachter-Preis wird seit 1999 alle zwei Jahre mit Unterstützung der Hypo Tirol Bank AG im Rahmen eines Festaktes verliehen und hat sich zum Ziel gesetzt, jeweils eine Persönlichkeit mit besonders herausragenden wissenschaftlichen Verdiensten auf dem Gebiet der Medizin zu ehren. Ein weitere Absicht des Stifters war und ist es, weltweit renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ihren Innsbrucker Kolleginnen und Kollegen in Kontakt zu bringen und damit den internationalen wissenschaftlichen Austausch auf höchstem Niveau zu fördern.

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