Molekularer Mechanismus der tödlichen Sars-Infektion geklärt
(dpa) - Ein internationales Medizinerteam hat einen Mechanismus entdeckt, der Infektionen wie die aus Asien stammende Lungenerkrankung Sars so gefährlich macht. Damit rücke auch eine direkte Therapie von Sars oder auch der Vogelgrippe «in realistische Nähe», schreibt Teamleiter Josef Penninger vom Wiener Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (IMBA) am Freitag.
Die Forscher aus Österreich, Deutschland, Kanada, Japan und China entdeckten ein Enzym auf der Oberfläche von Körperzellen, das von Sars-Viren blockiert wird. Dieser Stoff namens ACE2 (angiotensin converting enzyme 2) schütze vor Sars und anderen Leiden. Zusätzlich helfe das so genannte Spike-Protein der Sars-Viren die Produktion von ACE2 zu reduzieren. Die Gruppe präsentiert ihre Arbeiten in den Fachjournalen «Nature» (Bd. 436, S. 111) und «Nature Medicine» (DOI: 10.1038/nm1267). ACE2 war bislang bekannt, weil es auch eine zentrale Rolle bei der Regulation des Blutdrucks und der Herzfunktion spielt.
Mäuse, denen das Gen für ACE2 fehlt, entwickelten im Experiment wesentlich stärker ausgeprägte Symptome des Lungenversagens als genetisch unveränderte Mäuse. Bei weiteren Studien konnten die Forscher den Zustand der erkrankten Mäuse durch die Gabe von menschlichen ACE2 wesentlich verbessern. Dieses Ergebnis lasse die Hoffnung zu, dass ACE2 sich künftig als wirksame Therapie bei lebensbedrohlichem Lungenversagen einsetzen lässt, meint Penninger. Akutes Lungenversagen ist nicht nur eine Komplikation schwerer Infektionen wie Sars, sondern auch von Vogelgrippe oder Milzbrand.
Sars (Severe Acute Respiratory Syndrome) war Anfang 2003 in Asien aufgetaucht. Es starben rund 800 der insgesamt etwa 8000 Infizierten daran.
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