Uraltes Protein aus Knochen

Max-Planck-Wissenschaftler entschlüsseln die Bausteinkette des bisher ältesten fossilen Proteins aus den Knochen eines Neandertalers

14.03.2005

Einem internationalen Team unter der Leitung von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie ist es erstmals gelungen, aus den Knochen eines ca. 75.000 Jahre alten Neandertalers ein Protein heraus zu lösen und es anschließend zu sequenzieren, d.h. seine Aminosäuresequenz zu bestimmen. Die Wissenschaftler sprechen vom ältesten fossilen Protein, das jemals entschlüsselt wurde. Ähnlich wie DNA-Sequenzen können auch Aminosäuresequenzen Informationen über die genetische Verwandtschaft zwischen ausgestorbenen und lebenden Arten liefern. Diese neu entwickelte Methode eröffnet daher eine Möglichkeit, diese Beziehungen auch bei viel älteren Fossilien, die keine DNA mehr enthalten, zu bestimmen.

Das Forscherteam fand heraus, dass die Neandertalersequenz tatsächlich der des modernen Menschen entspricht. Allerdings unterscheiden sich die Sequenzen von Neandertalern, Menschen, Schimpansen und Orang-Utans markant von denen der Gorillas und der meisten anderen Säugetiere: Auf Abschnitt neun des Proteins ist die Aminosäure Hydroxyprolin nämlich durch Prolin ersetzt worden.

Im Rahmen ihrer Untersuchungen haben die Forscher erstmals eine Methode etabliert, um Proteine aus Fossilien extrahieren und sequenzieren zu können - bisher wurde nur "alte" DNA untersucht. Das eröffnet die neue und faszinierende Möglichkeit, die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen ausgestorbenen und lebenden Arten zu bestimmen und auch phylogenetische, also stammesgeschichtliche, Zusammenhänge besser zu verstehen.

Originalveröffentlichung: C. M. Nielsen-Marsh, M. P. Richards, P. V. Hauschka, J. E. Thomas-Oates, E. Trinkaus, P. B. Pettitt, I. Karavanic, H. Poinar, M. J. Collins; "Osteocalcin protein sequences of Neanderthals and modern primates"; PNAS 2005.

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