Fruchtbare Molekular-Forschung in Englands East Midlands

Nanomagnete und Monozyten: Durchbruch in der Gentherapie

30.06.2008

Noch vor ein paar Jahrhunderten stand die Region um Nottingham, die englischen East Midlands, für Robin Hood - den König der Diebe und seine Gefährten. Heutzutage machen sich die East Midlands einen Namen in Molekularforschung und Nanotechnologie.

Die anziehende Wirkung der Nanomagneten und Monozyten

Erst kürzlich gelang Forschern der Universität Nottingham, unterstützt vom Biotechnology and Biological Sciences Research Council (BBSRC) ein entscheidender Durchbruch auf dem Weg zu neuen Methoden der Krebstherapie. So haben die Forscher der Universität Nottingham, gemeinsam mit Forschern der Universität Sheffield und der Universität Keele, Nanomagnete in Monozyten, die als Vehikel in der Gentherapie genutzt werden, eingesetzt und in den Blutkreislauf injiziert. Anschließend platzierten die Forscher einen kleinen Magneten über dem Tumor, erzeugten damit ein magnetisches Feld und stellten fest, dass dadurch zahlreiche, weitere Monozyten angezogen wurden. Professor Lewis von der Universität in Sheffield zeigt sich optimistisch: "Dass wir nun Nanopartikel verwenden können, damit therapeutisch "bewaffnete" Zellen besser und zahlreicher aufgenommen werden, könnte eine neue Phase in der Gentherapie einläuten." Die Forscher sind sich einig, dass diese Methode deutlich effektivere Behandlungsmöglichkeiten für Krebs- und Arthrosepatienten sowie für Herzpatienten mit ischämischem, mangelhaft durchblutetem Gewebe, bietet. Angespornt vom Erfolg befasst sich das Forscherteam nun mit der Frage der Effektivität magnetischer Zielfindung beim Transport verschiedener Krebs bekämpfender Gene. Die Untersuchung schließt außerdem jene Gene ein, die eine Ausbreitung von Tumoren unterbinden können.

Im Kampf gegen Krebs und "Superbakterien"

Einen weiteren Meilenstein in der Krebsforschung erreichten ebenfalls Forscher der Universität Nottingham. Der Forscher Dr. Cameron Alexander und Forschungsdoktorand George Pasparakis setzten zur synthetischen Herstellung von lebenden Zellen langkettige Moleküle, Polymere ein, um kapselähnliche Strukturen mit Oberflächeneigenschaften von echten Zellen zu erschaffen. Die synthetischen Strukturen waren dann in der Lage, "Kontakt" zu natürlichen Zellen aufzunehmen und molekulare Informationen zu übertragen. Von diesem medizinischen Durchbruch versprechen sich die Forscher hohe, potenzielle Nutzungschancen in der Praxis. So könnten neue Methoden in der gezielten Pharmakotherapie entwickelt werden, bei denen die synthetisch hergestellten Zellen die Medikamenten-Moleküle ausschließlich an kranke Zellen abgeben ohne dabei andere, gesundheitsförderliche Bakterien im Körper anzugreifen. Neben einer deutlichen Reduzierung des Risikos und Ausmaßes an Nebenwirkungen, könnten synthetische Zellen als antimikrobieller Wirkstoff eingesetzt werden und damit ein mögliches Mittel im Kampf gegen so genannte Superbakterien darstellen. Die Wissenschaftler sind zwar der Meinung, dass es sich hier um erste, primitive Schritte im Labor handele und man noch weit entfernt von einer echten synthetischen Entsprechung einer biologischen Zelle sei. Dennoch gelang es zu zeigen, dass spezielle Moleküle aus dem Inneren einer synthetischen Kapsel auf Bakterien übertragen werden können, sofern physischer Kontakt besteht.

Bewegung von Molekülen in Molekülen

Ein Forschungsprojekt im Bereich der Nanowissenschaft brachte, unter Mitwirkung von East Midlands Forschern und der Leitung von Dr. Makoto Ashino an der Universität Hamburg, erstaunliche Erkenntnisse. Im Rahmen der gemeinsamen Forschung von Experten aus aller Welt wurde ein Weg gefunden, die Bewegungen und Kräfte von Molekülen innerhalb von Molekülen auszumachen und zu steuern. Seit Jahren war die Feststellung und Beobachtung von kleineren Molekülen innerhalb von Molekülen möglich, aber erst jetzt konnten die Wissenschaftler deren Kräfte messen und kontrollieren. Vor allem in der Entwicklung und Produktion von nanomechanischen Geräten, z.B. Mikroprozessoren, könnten diese Ergebnisse - in ferner Zukunft - durchaus bahnbrechende Wirkung zeigen.

Heimat Robin Hoods als Forschungsstandort

"Wir sind stolz auf unsere Experten und die hervorragende, interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen Universitäten" sagt David Scrimgeour, Repräsentant der East Midlands Development Agency (EMDA) für den deutschsprachigen Raum. Neben vielfältigen Kooperationsmöglichkeiten zwischen Industrie und Forschung, zeichnen sich die East Midlands durch eine optimale Infrastruktur sowie durch ihre zentrale, verkehrsgünstige Lage aus. "Hinzu kommt die professionelle Betreuung der regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft EMDA, die mit ihren Beratungsleistungen für einen optimalen Start sorgt", sagt Scrimgeour. "Wir haben ein Programm etabliert, das Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum, die in den East Midlands investieren wollen, eine umfangreiche und individuelle Unterstützung mit kostenlosen Sonderleistungen bietet. Diese reicht von der Vermittlung von Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Politik über die Unterstützung in Steuer- und Finanzierungsfragen bis hin zur Suche nach dem geeigneten Standort. Die East Midlands Development Agency (EMDA) ist eine von neun Entwicklungsagenturen, die die britische Regierung eingesetzt hat, um die wirtschaftliche Entwicklung des Landes auf regionaler Ebene voranzutreiben. Ziel der EMDA ist es, die East Midlands bis zum Jahr 2020 zu einem der attraktivsten Wirtschaftsstandorte Europas zu machen.

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