Forschung, Spenden, Superjacht: Nobelpreisträger und ihre Millionen

Nicht alle Gewinner sagen gern, was sie mit dem plötzlichen Geldsegen anfangen

28.09.2017 - Schweden

(dpa) Ernest Hemingway soll zu seiner Frau ins Bett gekrochen sein. «Ich hab das Ding gewonnen», soll er geflüstert haben. «Welches Ding?» - «Das schwedische Ding.» Er sprach vom Literaturnobelpreis - doch so richtig begeistert war er wohl nicht. Kurz soll Hemingway erwogen haben, abzusagen. Bis er überlegte, was er mit dem Preisgeld anfangen kann.

Die Nobelpreise gelten als die wichtigsten Auszeichnungen im jeweiligen Gebiet. Die diesjährigen Gewinner werden ab Montag bekanntgegeben. Die Preise bringen Anerkennung und Aufmerksamkeit. Ein Dinner mit dem schwedischen König. Doch eben auch eine nicht zu unterschätzende Summe Geld. Acht Millionen schwedische Kronen (rund 840.000 Euro) werden in diesem Jahr in jeder der sechs Kategorien (Frieden, Literatur, Wirtschaft, Physik, Chemie und Physiologie oder Medizin) vergeben. Was tun die Laureaten mit dem plötzlichen Geldsegen?

«Die Nobel-Stiftung macht keine Vor- oder Ratschläge, wie das Preisgeld ausgegeben werden sollte», betont eine Sprecherin. Ob die Preisträger es für ihre Arbeit oder privat nutzen, habe man nicht im Blick. Von vielen ist das trotzdem bekannt - auch wenn sie es erst Jahre später und oft etwas zögerlich verraten.

Besonders gerne sprechen Preisträger darüber, wenn sie wohltätige Zwecke unterstützen. Das tun tatsächlich viele, besonders die Träger des Friedensnobelpreises. Der letztjährige Gewinner, Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos, gab sein Preisgeld an die Opfer des Bürgerkriegs in dem südamerikanischen Land. «Der Friedensnobelpreis gehört den Kolumbianern, vor allem jenen, die im Krieg gelitten haben», schrieb er auf Twitter.

Die Europäische Union, die den Friedensnobelpreis 2012 bekam, verdoppelte das Preisgeld kurzerhand und half über das UN-Kinderhilfswerk Unicef rund 23.000 Flüchtlingskindern. Barack Obama gab sein Friedensnobelpreis-Geld Organisationen, die unter anderem Kriegsveteranen, arme Studenten und Erdbebenopfer von Haiti unterstützen.

Oft hängt persönliches Schicksal an der Entscheidung. So stiftete der Biochemiker Günter Blobel, der als Kind die Bombardierung Dresdens miterlebte, das Preisgeld seines Medizinnobelpreises 1999 für den Wiederaufbau der Frauenkirche und den Neubau der Dresdner Synagoge.

Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch sagte, sie wolle das Schreiben ihrer nächsten Bücher finanzieren. Auch der Physikerin Marie Curie ermöglichte der Nobelpreis weitere Arbeit. Sie gewann später noch einen zweiten Nobelpreis. Anderen dagegen investieren in Immobilien, die Familie - und den eigenen Spaß.

Medizin-Nobelpreisträger Paul Nurse zum Beispiel soll ein schnelles Motorrad gekauft haben, Wirtschaftsnobelpreisträger Franco Modigliani eine größere Jacht. Genau das werde sie bestimmt nicht tun, versicherte Herta Müller nach ihrem Literaturnobelpreis - behielt ihre wahren Pläne aber für sich.

Medizinnobelpreis-Laureat Richard Roberts spendete einen Teil und ließ vom Rest in seinem Garten ein riesiges Feld für das Spiel Croquet anlegen. «Ich wollte schon immer eins und dies schien die einzige Gelegenheit, mir das zu leisten», sagte er dem Magazin «The Scientist».

Über die Höhe des Preisgeldes entscheidet die Nobel-Stiftung. Dynamiterfinder Alfred Nobel war am Ende seines Lebens 1896 einer der reichsten Europäer. Heute wäre sein Besitz rund 182 Millionen Euro wert. In seinem Testament legte er fest, dass die Zinsen seines Vermögens an diejenigen verteilt werden sollten, die «der Menschheit den größten Nutzen» brachten.

Das Preisgeld, das in jeder Kategorie auf maximal drei Personen aufgeteilt werden darf und das man erst nach der Nobelpreis-Vorlesung bekommt, ist damit abhängig von der Zinsentwicklung. 2012 wurde es vorausschauend von 10 auf 8 Millionen Kronen gekürzt. Das Geld solle ja noch lange reichen, begründete die Stiftung den Schritt.

Vorausschauend kann man auch Nobelpreisträger Albert Einstein und mehr noch seine erste Frau Mileva nennen. In den Scheidungspapieren bekamen sie und die Kinder das gesamte Preisgeld eines Nobelpreises zugesprochen - zwei Jahre bevor der Physiker die Auszeichnung 1921 dann auch tatsächlich gewann. Wofür Hemingway am Ende sein Preisgeld ausgab, ist übrigens nicht genau bekannt.

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