Mit Kleber gegen Krebs: individuell und wirksam

Science4Life Konzeptphasengewinner Tubulis Technologies stellt sich vor

24.05.2017 - Deutschland

Jedes Jahr erkranken nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit rund 14 Millionen Menschen an Krebs. In Deutschland sind es laut aktuellen Schätzungen des Robert Koch-Instituts jährlich etwa 480.000 Menschen.

Science4Life e.V.

Von links nach rechts zu sehen sind: Dr. Karl-Heinz Baringhaus, M.Sc. Dominik Schumacher und Dr. Jonas Helma, Dr. Rainer Waldschmidt.

Um wirksam gegen Krebs vorzugehen, ist Individualität bei der Behandlung notwendig, da jedes Karzinom und jeder Patient unterschiedlich ist. Aktuell gehören zu den Standartmethoden Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie. Letztere ist nicht wirklich krebsspezifisch wirksam. Die verwendeten Zytostatika richten ihre Aktivität lediglich gegen besonders schnell wachsendes Gewebe.

Die Nebenwirkungen der Chemotherapie haben Auswirkungen auf den ganzen Körper, da nicht nur Krebszellen, sondern auch gesunde Zellen angegriffen und zerstört werden.

Hoffnung auf eine Linderung der Nebenwirkungen macht der von Tubulis Technologies entwickelte molekulare Superkleber. Dieser kommt bei der Behandlung durch Antibody Drug Conjugates (ADC) zum Einsatz, einem der großen Hoffnungsträger in der Onkologie. Durch die feste Verknüpfung von Chemotherapeutika und spezifischen Antikörpern mithilfe des molekularen Klebers kann die Krebszelle gezielter angegriffen werden, ohne gesunde Zellen durch freies Toxin zu treffen. Bisher ist diese Verknüpfung jedoch nicht stabil genug, sodass das Chemotherapeutikum häufig schon im Körper frei und aktiv wird, bevor das eigentliche Ziel, die Krebszelle, erreicht wird. Das von Tubulis Technologies entwickelte Verfahren ermöglicht mithilfe der Tub-tag® Peptid-Sequenz ein stabileres Anheften des Toxins am Antikörper. Die Behandlung ist schonender für den Körper und geht gleichzeitig aggressiver gegen die Krebszelle vor. Die Tub-tag® Technologie fungiert als eine Art plug&play Werkzeugkasten. So passt sich diese flexibel  den Eigenschaften und den jeweiligen Indikationskomponenten, das Tumorantigen, den Antikörpern und den Wirkstoffen an, damit Antikörper und Therapeutikum perfekt zueinander passen.

Um einen für die Eliminierung einer Krebszelle geeigneten ADC Kandidaten zu entwerfen, sind interdisziplinäre Kenntnisse aus der Biologie und Chemie notwendig. Das Gründerteam, bestehend aus Dominik Schumacher und Dr. Jonas Helma, vereint die Expertise aus beiden Forschungsfeldern. Die Idee zur Tub-tag® Technologie ist aus einem DFG-geförderten Kooperationsprojekt zwischen den Forschungsgruppen von Professor Heinrich Leonhardt (LMU München) und Professor Christian Hackenberger (FMP Berlin) entstanden. Das Team entwickelt das Gründungskonzept kontinuierlich weiter und sucht zurzeit Investoren für Pilotprojekte auf dem amerikanischen Markt.

Für Kunden aus der Pharma- und Biotechnologiebranche werden mit Hilfe der Tub-tag® Technologie tumorspezifische Antikörper und Proteine zu therapeutischen, aber auch diagnostischen Antikörper-Konjugaten verknüpft.  

Seit April 2017 wird das Vorhaben durch das EXIST Forschungstransfer Programm des BMWi finanziert. In diesem Zeitraum soll auch die Unternehmensgründung stattfinden. Die Eintrittshürden auf dem stark wachsenden Weltmarkt sind hoch, doch die Gründer haben mit ihrer Innovation gute Chancen.

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