Alter beeinflusst den Mikronährstoffgehalt im Blut

06.12.2016 - Deutschland

Wie eine europäische Studie mit 2.118 Frauen und Männern zeigt, haben ältere Menschen im Vergleich zu jüngeren höhere Vitamin-E-Spiegel und geringere Mengen bestimmter Carotinoide im Blut. Die altersbedingten Unterschiede waren unabhängig von der Landeszugehörigkeit, dem Geschlecht, der Jahreszeit, dem Cholesterinspiegel, dem Body-Mass-Index, dem Raucherstatus, dem Obst- und Gemüseverzehr sowie der Einnahme von Vitaminpräparaten. „Wie unsere Ergebnisse zeigen, beeinflusst auch das Alter den Mikronährstoffgehalt im Blut. Dieses Wissen könnte künftig dazu beitragen, altersorientierte Ernährungsempfehlungen zu verbessern“, sagt Tilman Grune vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE).

DIfE

Tomaten enthalten Lycopin.

Zahlreiche Beobachtungsstudien lassen annehmen, dass ein hoher Obst- und Gemüsekonsum das Risiko für Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes und bestimmte Krebserkrankungen vermindert sowie die Lebenserwartung erhöht. Dabei führen Wissenschaftler die günstigen Effekte einer pflanzenbetonten Ernährung auf eine höhere Aufnahme von Mikronährstoffen zurück, zu denen auch Vitamine und Carotinoide zählen.

Doch wie lässt sich messen, ob eine Person ausreichend mit diesen Mikronährstoffen versorgt ist? Könnten Blutanalysen hier weiterhelfen? Und wenn ja, gibt es Faktoren wie das Alter, die bei der Beurteilung des Blutbildes zu berücksichtigen sind? „Mit unserer Untersuchung wollten wir dazu beitragen, diese Fragen zu beantworten. Denn wenn man den Versorgungszustand einer Person richtig einschätzen kann, ist man in der Lage, maßgeschneiderte Ernährungsempfehlungen zu entwickeln, die zum Beispiel ein gesundes Altern unterstützen“, sagt Daniela Weber, die federführend an der Studie beteiligt war. Es gäbe zwar schon erste Ergebnisse aus amerikanischen Studien. Ergebnisse, die auf den Daten europäischer Bevölkerungsgruppen basierten, seien aber noch rar, so die Wissenschaftlerin weiter.

Daher werteten die Forscher Daten der großen europäischen MARK-AGE-Studie aus, um zu untersuchen, inwieweit neben den Ernährungsgewohnheiten auch das Alter die Blutspiegel von Vitamin E und verschiedenen Carotinoiden beeinflusst. An der Studie nahmen Personen im Alter zwischen 35 und 74 Jahren teil, die während des Datenerhebungszeitraums von 2008 bis 2012 in Österreich, Belgien, Finnland, Deutschland, Griechenland, Italien und Polen lebten. Neben Blutproben sammelten die Forscher Daten zu den Körpermaßen, dem Alter und Geschlecht sowie zum Gesundheitsstatus. Die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten der Teilnehmer erfassten sie mit Hilfe von Fragebögen.

Bedeutsame altersbedingte Unterschiede stellten die Wissenschaftler für alpha-Carotin, Lycopin – dem roten Farbstoff aus Tomaten – und Vitamin E fest. Während ältere Menschen vergleichsweise geringere Spiegel der beiden Carotinoide im Blut hatten, nahmen die Werte für Vitamin E mit steigendem Alter kontinuierlich zu. Pro einem Altersunterschied von fünf Jahren nahmen die Lycopin-Konzentrationen um durchschnittlich 6,5 Prozent ab, alpha-Carotin sank um 4,8 Prozent und der Vitamin-E-Spiegel nahm um 1,7 Prozent zu.

„Derzeit stellen wir uns die Frage, auf welche Ursachen die beobachteten Unterschiede zurückzuführen sind. Eventuell könnten eine geringere Bioverfügbarkeit der Mikronährstoffe, aber auch eine mit Alterungsprozessen einhergehende veränderte Nährstoffspeicherung in den Organen sowie ein veränderter Nährstoffbedarf des Körpers eine Rolle spielen“, sagt MARK-AGE-Vize-Koordinator Tilman Grune. Ebenso sei nicht auszuschließen, dass in der Studie nicht erfasste Ernährungsgewohnheiten das Ergebnis beeinflusst hätten. So sei in der Studie nur nach dem Obst- bzw. Gemüsekonsum insgesamt gefragt worden, ohne Daten zu einzelnen Lebensmittelsorten zu erheben. Es bestünde also noch großer Forschungsbedarf, äußert sich Grune weiter, der als wissenschaftlicher Vorstand das DIfE leitet. Dennoch seien die aktuellen Ergebnisse relevant. Sie deckten sich mit den in anderen Studien gemachten Beobachtungen und trügen dazu bei, eine wissenschaftliche Grundlage zu erstellen, die es erlaubt, bessere altersorientierte Ernährungsempfehlungen zu entwickeln.

Zukünftig wollen die Wissenschaftler um Grune auch am DIfE diese Forschungsrichtung weiter verfolgen und solche Zusammenhänge im Rahmen der EPIC-Studie und der Berliner Altersstudie II in Kooperation mit der Charité Berlin genauer untersuchen.

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