Ebola-Impfstoff: Phase-I-Studie vielversprechend

04.05.2016 - Deutschland

Die klinische Phase-I-Prüfung eines potenziellen Impfstoffs gegen das gefürchtete Ebola-Virus konnte an vier Standorten in Afrika und Europa erfolgreich abgeschlossen werden. Die getestete Vakzine „rVSV-ZEBOV“ hat sich als sicherer Impfstoff erwiesen, der eine anhaltende Bildung von Antikörpern gegen das Virus auslöst.

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Gefürchtet: das Ebola-Virus

„Die Ergebnisse zur Verträglichkeit und Sicherheit sowie zur Immunantwort auf den Impfstoff-Kandidaten sind sehr vielversprechend“, erklärt Prof. Dr. Marylyn Addo. Die gebildeten Antikörper gegen das Virus waren noch nach sechs Monaten nachweisbar. „Damit sollte eine einmalige Impfung nachhaltig gegen Ebola schützen können“, ist Addo überzeugt. Die Infektionsmedizinerin, die am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) für das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung tätig ist, hat die Studie in Hamburg geleitet. Insgesamt wurden 158 freiwillige gesunde Erwachsene untersucht, neben Hamburg an den Standorten Genf (Schweiz), in Lambaréné (Gabun) und in Kilifi (Kenia).

Die beteiligten Wissenschaftler sind Teilnehmer von VEBCON, eines von der WHO gegründeten Experten-Konsortiums, dessen Ziel die rasche und koordinierte klinische Testung der Ebola-Vakzine in Afrika ist. Nach wie vor wird ein Impfstoff dringend benötigt, denn die aktuelle Ebola-Epidemie ist noch nicht vollends besiegt und weitere Ausbrüche in der Zukunft können nicht ausgeschlossen werden.

Zur Studie

Insgesamt 158 gesunde Probanden wurden an den vier Standorten mit ansteigenden Dosen des potenziellen Vakzins geimpft. In Genf wurde eine Doppelblindstudie durchgeführt. Bei der verwendeten Vakzine rVSV-ZEBOV handelt es sich um ein abgeschwächtes, gentechnisch verändertes Vesikuläres Stomatitis-Virus (VSV), das ein Oberflächenprotein des Ebola-Virus trägt. Gegen dieses Protein soll das Immunsystem der Geimpften Antikörper bilden, die im Falle eines Kontakts mit dem Ebola-Virus die Krankheit zu verhindern helfen. Die Wissenschaftler haben die Sicherheit, die Verträglichkeit und die Art der Immunantwort auf diese Vakzine erstmals am Menschen getestet.

Wichtige Ergebnisse

Sicherheit und Verträglichkeit: Es gab keine schweren Nebenwirkungen im Zusammenhang mit dem Impfstoff, in einigen Fällen kam es kurzzeitig zu leichtem Fieber, in anderen Fällen zu Gelenkbeschwerden. Da es sich um einen Lebendimpfstoff handelt, wurden erwartungsgemäß auch geringe Mengen an Impfviren im Blut gemessen, allerdings nur in den ersten Tagen nach der Impfung. Eine Virusvermehrung scheint durch das Immunsystem kontrolliert und begrenzt zu werden. In Speichel und Urin konnten keine Viren nachgewiesen werden.

Wirkung auf das Immunsystem

Bei allen Teilnehmern wurde das Immunsystem durch die einmalige Impfung angeregt, Antikörper zu bilden, die spezifisch gegen das Ebola-Oberflächenprotein gerichtet waren. Diese Antikörper konnten die Infektion durch das Ebola-Virus im Reagenzglas hemmen und waren auch nach sechs Monaten noch nachweisbar. Die Wissenschaftler bewerten das Risiko-Nutzen-Profil positiv.

„Diese Ergebnisse zeigen, dass der neue Impfstoff das Potenzial hat, in möglichen zukünftigen Ebola-Ausbrüchen eingesetzt zu werden", freut sich Prof. Dr. Stephan Becker, in dessen Labor an der Philipps-Universität Marburg die Immunantwort bei allen Studienteilnehmern untersucht wurde. „Die Nebenwirkungen waren moderat und so, wie man es bei Lebendimpfungen erwartet hat“, erklärt auch DZIF-Professor Peter Kremsner vom Universitätsklinikum Tübingen; Kremsner hat die Studie in Gabun geleitet.

Der Weg bis zum Impfstoff

Die Ergebnisse der Arbeit fließen nun in weitere Studien ein, in denen die ermittelte optimale Impfdosis eingesetzt wird und vor allem bei Kindern untersucht wird. Diese Studien finden unter anderem in Lambaréné, Gabun, statt. In Guinea wurde der Impfstoff auch bereits in einer größeren Studie getestet. Geimpft wurden dort die Kontaktpersonen von Ebola-Patienten. Erste Zwischenergebnisse haben einen Wirksamkeitsnachweis des Impfstoffes gezeigt. Die Zulassung durch die amerikanische Behörde FDA ist für Anfang 2017 angestrebt.

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