Europas Börsen wieder attraktiv für Biotech-Industrie

BIOCOM-Studie belegt Aufwärtstrend

26.11.2014 - Deutschland

Der europäische Kapitalmarkt ist für die Biotech-Industrie wieder eine ernstzunehmende Finanzierungsalternative. Bereits in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres wurden die Vorjahreswerte signifikant übertroffen: 2014 wurden rund 2 Mrd. Euro über die Börse eingesammelt (2013: 1,89 Mrd. Euro). Die Zahl der Börsengänge verdoppelte sich auf 10. Damit sind 144 Biotech-Firmen an den 15 wichtigsten Handelsplätzen in Europa notiert. Die meisten Unternehmen werden in Paris (32) und London (29) gehandelt.

Dies sind die Kernergebnisse einer aktuellen Studie der BIOCOM AG, die erstmals alle relevanten Börsenplätze in Europa hinsichtlich ihrer Attraktivität für Biotech-Firmen untersucht hat. 'Die Durststrecke ist vorbei. Der Kapitalmarkt in Europa hat sich der Biotech-Industrie wieder zugewandt', sagt BIOCOM-Vorstand und Studienleiter Dr. Boris Mannhardt.

Nach den Krisenjahren 2011 und 2012 zeigen die wichtigsten Indikatoren über alle Handelsplätze hinweg wieder deutlich nach oben. Einige Börsenstandorte haben besonders profitiert. 'Steuerliche Vergünstigungen für innovative Firmen wie in Frankreich oder ein international sichtbares Wachstumssegment wie in London sind maßgeblich für die aktuelle positive Entwicklung verantwortlich', so Mannhardt. Aber auch kleinre Standorte wie Zürich oder Amsterdam sind wieder attraktiv für Biotech-Firmen, wie die jüngsten, in der Studie noch nicht betrachteten Börsengänge der Molecular Partners AG und der Probiodrug AG zeigen. Die Deutsche Börse in Frankfurt wartet indes seit 2007 auf einen neuen Biotech-Börsengang. Im Vergleich der wichtigsten Börsenstandorte beweist sie sich jedoch als fruchtbarer Boden für Folgefinanzierungen: Seit 2009 fanden hier im Durchschnitt die meisten Finanzierungsrunden je Firma statt.

Gegenüber den USA befindet sich Europa in einem Aufholprozess. Dies betrifft einerseits die Zahl spezialisierter Investoren und Analysten. 'Interessanterweise dominieren heute große Investmentbanken und Pensionsfonds das Investitionsgeschehen, viele Banken haben ihre Biotech-Abteilungen abgeschafft', sagt Mannhardt. Andererseits ist der Reifegrad der notierten Biotech-Unternehmen gering: Umsatz und Marktkapitalisierung sind in Europa deutlich niedriger als in den USA. Jede zweite Biotech-Firma wird mit weniger als 100 Mio. US-Dollar bewertet.

Rund 10% der europäischen Firmen überschreiten die Schwelle von einer Milliarde US-Dollar Marktkapitalisierung. Der deutsche Medikamentenentwickler MorphoSys - notiert an der Deutschen Börse Frankfurt - gehört dazu. Firmen wie diese setzen längst nicht mehr nur auf den europäischen Kapitalmarkt, sondern haben es inzwischen auch jenseits des Atlantiks geschafft, Interesse bei Investoren zu wecken. 'Für ausländische Unternehmen ist es nicht leicht, in den USA Aufmerksamkeit zu erhalten', so das Fazit von Jens Holstein, Finanzchef der MorhphoSys AG.

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