Leichtes Wachstum der deutschen Medizintechnik

Konjunkturschwäche und Investitionsstau belasten die Branche

07.11.2014 - Deutschland

Nach einem Umsatzplus der deutschen Medizintechnikindustrie in 2013 in Höhe von etwas mehr als zwei Prozent wird für das laufende Jahr ein Zuwachs von 1,6 Prozent erwartet. Damit läge der Gesamtumsatz der rund 1.200 Hersteller in 2014 erstmalig über 25 Milliarden Euro. Nach Angaben des Industrieverbandes SPECTARIS anlässlich der Medizintechnikmesse MEDICA hat insbesondere eine Abschwächung in der zweiten Jahreshälfte die Branche spürbar belastet. Demnach wird der Inlandsumsatz im Gesamtjahr 2014 nur um 1,3 Prozent zulegen und einen Wert von 7,96 Milliarden Euro erreichen. Für das internationale Geschäft wird ein Plus von 1,8 Prozent prognostiziert. Der Auslandsumsatz läge damit bei 17,06 Milliarden Euro. Daraus ergibt sich eine nahezu unveränderte Exportquote von knapp 68 Prozent. Für die Beschäftigtenzahl wird mit einer leichten Steigerung um 1,8 Prozent auf rund 124.600 Mitarbeitern gerechnet.

Auf das Jahr 2015 schauen die Unternehmen mit gemischten Gefühlen: Während mittelfristig mit einer Rückkehr zum Wachstumspfad, insbesondere durch positive Impulse aus dem Exportgeschäft, gerechnet wird, erwarten die Firmen für das kommende Jahr noch keine deutliche Verbesserung. Auch Marcus Kuhlmann, Leiter des Fachverbandes Medizintechnik bei SPECTARIS, bewertet das aktuelle Umfeld als eher schwierig: „Aufgrund eines Investitionsstaus in den deutschen Krankenhäusern sowie niedriger Erstattungspreise stagniert das Inlandsgeschäft bereits seit Jahren. Oftmals fehlt es an Geld, aber nicht selten auch am Willen, für Neuanschaffungen, die auch den Patienten zu Gute kommen würden. Stattdessen investiert man bevorzugt in Wartung und Reparatur so lange es geht.“ 

Auch das Auslandsgeschäft zeigt sich aktuell nur bedingt erfreulich. Kuhlmann weiter: „In den vergangenen Jahren konnten steigende Exporte nach Asien und Osteuropa das insgesamt schwache konjunkturelle Umfeld in Europa weitgehend ausgleichen. Angesichts einer Verlangsamung des Marktwachstums in China und eines immer schwierigeren Russlandgeschäftes fehlen diese Impulse derzeit.“ So lagen laut Statistischem Bundesamt die deutschen Medizintechnikexporte nach China im ersten Halbjahr 2014 um neun Prozent, nach Russland sogar um fast 35 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Hemmend auf die Wachstumsdynamik könnten sich zudem die Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen im Zuge der neuen europäischen Medizinprodukteverordnung sowie durch das geplante Gesetz zur Stärkung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Versorgungsstärkungsgesetz) auswirken. Sowohl zusätzliche bürokratische Hindernisse bei der Zulassung von Medizinprodukten, wie momentan im Rahmen der europäischen Medizinprodukteverordnung diskutiert, als auch die im Rahmen des GKV-Versorgungsstärkungsgesetz vorgesehene zusätzliche Nutzenbewertung für höherklassige Medizinprodukte würden den Innovationsprozess unnötig verlangsamen und verteuern. „Die Konsequenz wäre, dass innovative Medizinprodukte nur stark verzögert oder gar nicht beim Patienten ankommen“, so Kuhlmann.

Dennoch: Mittel- und langfristig stehen die Zeichen für die Branche auf Wachstum. Die demografische Entwicklung, ein hoher Nachholbedarf in den Schwellenländern und eine weiterhin zunehmende Bedeutung der Gesundheit bieten weltweit exzellente Chancen für die deutschen Hersteller, die im internationalen Wettbewerb aufgrund innovativer und qualitativ hochwertiger Produkte sowie ausgereifter Servicekonzepte gut positioniert sind.

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