Sanofi verunsichert mit Ausblick auf US-Markt und Chef-Debatte

30.10.2014 - Frankreich

(dpa-AFX) Bittere Pille für den französischen Pharmakonzern Sanofi: Die Preise für seine lukrativen Diabetesmittel sind in den USA wegen hoher Rabatte unter Druck. Zudem nagen Presseberichte über die Zukunft von Unternehmenschef Chris Viehbacher am Vertrauen der Investoren. Die guten Zahlen zum dritten Quartal sind dabei in den Hintergrund geraten. Die Quittung der Anleger: Zeitweise musste die Aktie mit über neun Prozent Minus den stärksten Kursabsturz seit über fünf Jahren hinnehmen. Analysten zeigten sich besorgt über die Preisentwicklung in den USA und die Querelen um den Chefsitz.

Der kanadisch-deutsche Vorstandsvorsitzende soll in einem Brief an den Aufsichtsrat im September gebeten haben, im Amt bleiben zu dürfen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Der Stein des Anstoßes: Viehbacher soll im Sommer zum einen ohne Absprache eine Initiative gestartet haben, ein 8 Milliarden US-Dollar schweres Paket verschiedener Arzneimittel zu verkaufen. Zudem seien Aufsichtsratsmitglieder verstimmt, dass Viehbacher nach Boston gezogen ist. Bisher soll der Manager auf seinen Brief keine Antwort erhalten haben. Sanofi teilte aber mit, auf der Aufsichtsratssitzung zu den Quartalszahlen habe es keinen Agendapunkt zur Nachfolge von Viehbacher geben. Zuvor war darüber spekuliert worden. In einer Telefonkonferenz wollte sich Viehbacher dazu nicht äußern. Er ist seit 2008 im Amt.

Ungemach gibt es auch in den USA: Dort musste Sanofi vor kurzem seinen Verkaufsschlager Lantus, ein Diabetesmittel, billiger anbieten, weil die Konkurrenz ihre Preise senkte. Dies werde sich bei den Umsätzen im nächsten Jahr bemerkbar machen, sagte Viehbacher. Deshalb werden die Erlöse mit Diabetesmitteln weltweit im nächsten Jahr nur mehr oder weniger stabil bleiben. In den vergangenen Jahren waren die Verkäufe von Mitteln gegen die Zuckerkrankheit der Wachstumsmotor.

Im dritten Quartal haben die Franzosen Umsatz und Gewinn gesteigert und dabei von einem wieder schwächeren Euro profitiert. Während im zweiten Quartal das Umsatzplus fast komplett vom zu dieser Zeit starken Euro aufgezehrt wurde, konnte Sanofi nun die gute Nachfrage nach seinen Diabetesmitteln in wachsende Erlöse ummünzen. Der Umsatz stieg um 4,1 Prozent auf 8,78 Milliarden Euro, wie der Konzern am Donnerstag in Paris mitteilte. Zu konstanten Wechselkursen wies Sanofi einen Zuwachs von 5,1 Prozent aus.

Unter dem Strich stand beim bereinigten Gewinn ein Plus von 7,8 Prozent auf 1,94 Milliarden Euro. Beim bereinigten Gewinn je Aktie fuhren die Franzosen 1,47 Euro ein nach 1,36 Euro im Vorjahr. Mit dem Zwischenbericht traf Sanofi im Großen und Ganzen die Schätzungen von Analysten. Für das laufende Jahr gibt sich Sanofi weiter optimistisch und hat seinen zum Halbjahr leicht angehobenen Ausblick für 2014 bestätigt.

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