Obama wegen Ebola unter Druck

17.10.2014 - USA

(dpa) Nachdem sich zwei amerikanische Krankenschwestern mit Ebola infiziert haben, geraten die US-Gesundheitsbehörden und Präsident Barack Obama unter Druck. Bei einer Kongressanhörung wurde scharfe Kritik am Krisenmanagement laut. Obama versuchte zwar nach einem weiteren Treffen mit Experten die Wogen zu glätten. «Ich verstehe, dass sich die Leute Sorgen machen», räumte er am Donnerstagabend (Ortszeit) ein. Einreiseverbote für Menschen aus den Ebola-Krisenländern in Westafrika lehnte er aber zunächst ab. Es komme darauf an, die Krise an der Wurzel, also in Westafrika, zu bekämpfen. 

Eine der infizierten US-Krankenschwestern, die einen inzwischen gestorbenen Ebola-Patienten in Dallas (Texas) behandelt hatte, wurde am Donnerstagabend in eine Spezialklinik in der Nähe Washingtons ausgeflogen. In den Staaten Ohio und Texas fiel an einigen Schulen vorsorglich der Unterricht aus. Krankenschwestern machten den Behörden im Fernsehen Vorwürfe, sie seien bei der Behandlung von Ebola-Kranken nicht genügend geschützt gewesen. Dennoch: Panik herrscht in den USA nicht.

Obama meinte, er habe zwar keine grundsätzlichen Vorbehalte gegen Einreiseverbote. Eine solche Maßnahme sei aber weniger effektiv als die Tests an US-Flughäfen bei Reisenden aus den Ebola-Regionen in Westafrika. Einreiseverbote würden dagegen eher von Reisenden durch falsche Angaben unterlaufen, sagte Obama im Weißen Haus. Nach wie vor gelte, dass das Infektionsrisiko in den USA extrem gering sei. Möglicherweise werde er einen «Ebola-Zar» - also einen Top-Koordinator zur Bekämpfung der Seuche - ernennen, fügte Obama hinzu. 

Führende Vertreter der Gesundheitsbehörden mussten bei einer Kongressanhörung scharfe Kritik einstecken - und versuchten sich zu rechtfertigen. Das lebensgefährliche Virus stelle selbst gut geschulte Experten in den USA vor Herausforderungen, meinten die Chefs der Seuchenbehörde CDC . Der Republikaner Tim Murphy sprach von der weltweit schlimmsten Ebola-Krise aller Zeiten. Fred Upton forderte wie mehrere seiner republikanischen Parteikollegen, Flüge aus den betroffenen Ländern zu verbieten. Der Chef des texanischen Krankenhauses, in dem der erste Patient außerhalb Afrikas behandelt worden war, entschuldigte sich während der Anhörung. Der Patient ist inzwischen gestorben.

Auch die EU-Gesundheitsminister kommen in die Kritik. «Durch früheres entschiedenes Handeln hätte die Epidemie eingegrenzt werden können», sagte Tankred Stöbe, Vorstandschef der deutschen Sektion der Organisation Ärzte ohne Grenzen der «Frankfurter Rundschau» (Freitag). Er kritisierte auch die Weltgesundheitsorganisation WHO. «Wir haben schon im März vor der Ausbreitung des Ebola-Virus gewarnt. Spätestens im Juni war die Epidemie außer Kontrolle. Aber selbst die WHO reagierte nur zögerlich.» Die EU-Gesundheitsminister hatten am Donnerstag unter anderem über strengere Ausreisekontrollen in Westafrika beraten.

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