Amerikas Biotech-Riesen boomen - Stagnation in Europa

03.07.2014 - USA

Die weltweite Biotechnologiebranche verzeichnete im Jahr 2013 einen deutlichen Wachstumsschub: Die börsennotierten Unternehmen der Branche erzielten weltweit einen Umsatz von 98,8 Milliarden US-Dollar, 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings: Diese positive Entwicklung wird fast ausschließlich von den 17 Branchenführern in den USA getrieben - Unternehmen mit einem Jahresumsatz von jeweils mehr als 500 Millionen US-Dollar. Diese Unternehmen verzeichneten ein Umsatzplus von durchschnittlich 15 Prozent.

Die börsennotierten Unternehmen in Europa hingegen konnten ihren Umsatz kaum steigern: Sie erwirtschafteten im Jahr 2013 einen Umsatz von insgesamt 21 Milliarden US-Dollar - magere 3 Prozent mehr als im Vorjahr. Und während die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bei den führenden US-Unternehmen um 25 Prozent stiegen, sind sie bei den europäischen Konzernen sogar zurückgegangen - um 4 Prozent auf 4,8 Milliarden US-Dollar. Das stärkte zwar den Gewinn der europäischen Unternehmen, zeugt aber auch von geringem Vertrauen in die Kapitalmärkte. Zu diesen Ergebnissen kommt der 28. globale Biotech-Report "Beyond borders" der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young).

"Die Biotech-Branche erlebt derzeit vor allem in den USA einen deutlichen Aufschwung. Erfolgreiche Produkte haben die Umsätze angekurbelt, Investoren angezogen und große Biotech-Unternehmen ermutigt, verstärkt in Forschung und Entwicklung zu investieren", sagt Siegfried Bialojan, Leiter des deutschen Life Science Centers von EY. Die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen leide aber nach wie vor unter knappen finanziellen Ressourcen. Daher seien sie gezwungen, ihre F&E-Aktivitäten so kapitaleffizient wie möglich durchzuführen.

"Zudem sehen sich Medikamentenentwickler immer öfter gezwungen, schon sehr frühzeitig den Mehrwert ihrer Produkte darzustellen und messbar zu machen. Hintergrund dieser Entwicklung sind beispielsweise Markteintrittsvereinbarungen, bei denen Kostenträger ihre Erstattungen auf Basis von Nutzenbewertungen der Produkte beschließen oder strategische Allianzen, bei denen Meilensteine an die kommerzielle Leistung geknüpft sind und nicht an die Ergebnisse klinischer Studien", erläutert Bialojan.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

  • Umsatzwachstum: Die Unternehmen aus den etablierten Biotech-Zentren (USA, Europa, Kanada und Australien) erzielten 2013 zusammen einen Umsatz von 98,8 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht einem Anstieg von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Wachstum entfiel jedoch fast ausschließlich auf 17 Branchenführer aus den USA (Unternehmen mit einem Jahresumsatz von jeweils mehr als 500 Millionen US-Dollar).
  • F&E-Ausgaben steigen wieder: Die F&E-Ausgaben legten gegenüber dem Vorjahr beträchtlich zu. Der Anstieg um 14 Prozent ist hauptsächlich auf die Zunahme der F&E-Ausgaben der börsennotierten Unternehmen in den USA zurückzuführen (plus 20 Prozent). Erstmals seit dem Beginn der globalen Finanzkrise sind die F&E-Ausgaben damit stärker gewachsen als die Umsätze. In Europa lagen die F&E-Ausgaben hingegen mit 4,8 Milliarden US-Dollar 4 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
  • Gewinnrückgang: Der Gewinn ging weltweit um 800 Millionen US-Dollar zurück, was in erster Linie den um 3,7 Milliarden US-Dollar gestiegenen F&E-Ausgaben zuzuschreiben ist. Im Vergleich dazu konnten die europäischen Biotechunternehmen den Gewinn um beachtliche 462 Prozent auf über 1 Milliarde US-Dollar steigern.
  • Massiver Anstieg der Marktkapitalisierung: Die Marktkapitalisierung erhöhte sich um 65 Prozent auf 791,8 Milliarden US-Dollar. Der Hauptgrund hierfür lag in der starken Performance der Branchenführer, die die gesamte Branche mit sich zog.
  • IPO-Boom in den USA beflügelt Finanzierung: Die Biotech-Unternehmen in Nordamerika und Europa erhielten 2013 Finanzmittel in Höhe von 31,6 Milliarden US-Dollar - eine beträchtliche Erhöhung gegenüber den 28,7 Milliarden US-Dollar im Vorjahr und der zweithöchste Wert seit 2003. 50 Biotech-Unternehmen gingen 2013 an die Börse und erzielten dabei Einnahmen von 3,5 Milliarden US-Dollar. Das ist ein Plus von 300 Prozent gegenüber dem Vorjahr und das höchste Niveau seit dem Jahr 2000. Das so genannte "Innovationskapital" - also das Kapital, das Unternehmen mit einem Umsatz von unter 500 Millionen US-Dollar aufgenommen haben - stieg um 36 Prozent und machte erstmals seit 2010 den größten Teil der Gesamtfinanzierung aus. Mit 2,4 Milliarden US-Dollar machte Fremdkapital in Europa fast die Hälfte des aufgenommenen Kapitals aus.
  • Venture Capital knapp über Vorjahresniveau: Das von Unternehmen in Nordamerika und Europa aufgenommene Venture Capital belief sich 2013 auf 5,8 Milliarden US-Dollar und lag damit leicht über den im Vorjahr verzeichneten 5,5 Milliarden US-Dollar. 
  • M&A - Biotechunternehmen werden aktiver: Der Gesamtwert der Fusionen und Übernahmen unter Beteiligung von US-amerikanischen oder europäischen Biotech-Unternehmen belief sich auf 55,7 Milliarden US-Dollar, eine Zunahme um 106 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Grund für diesen massiven Anstieg sind drei Mega-Deals. Von diesen wurden zwei jedoch von branchenfremden Erwerbern durchgeführt: einem Life Science-Konzern und einem OTC-Unternehmen. Käufer aus dem Biotech-Bereich werden aber immer aktiver. Sie führten Übernahmen im Wert von 21 Milliarden US-Dollar. Ohne Berücksichtigung der Mega-Fusion zwischen Amgen und Onyx Pharmaceuticals stieg der Wert der Deals zwischen Biotech-Unternehmen gegenüber 2012 um 68 Prozent auf 10,6 Milliarden US-Dollar.

Zentrale Ergebnisse nach Regionen:

USA

  • Der Umsatz der börsennotierten Biotech-Unternehmen belief sich im Jahr 2013 auf 71,9 Milliarden US-Dollar - ein Anstieg um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr und das beste Ergebnis seit dem Beginn der globalen Fianzkrise.
  • Die F&E-Ausgaben sind 2013 um 20 Prozent auf 23,3 Milliarden US-Dollar gestiegen.
  • Der Gewinn ist 2013 um 42 Prozent auf 2,6 Milliarden US-Dollar zurückgegangen.
  • Die Marktkapitalisierung ist 2013 um 75 Prozent gestiegen. 220 bzw. drei Viertel der Unternehmen verbesserten ihre Marktkapitalisierung, davon 46 um mehr als 250 Prozent und 102 um mehr als 100 Prozent.
  • Die US-Unternehmen erhielten 2013 Finanzmittel in Höhe von insgesamt 25,3 Milliarden US-Dollar - ein Anstieg um 7 Prozent im Vergleich zu 2012 und der zweithöchste Betrag seit 2003.
  • Das M&A-Volumen erhöhte sich gegenüber 2012 um 16 Prozent auf 28,6 Milliarden US-Dollar und die Zahl der Deals stieg von 34 auf 41, die höchste Zahl seit 2009.

Europa

  • Der Umsatz der europäischen börsennotierten Biotech-Unternehmen erhöhte sich 2013 um lediglich 3 Prozent auf 21 Milliarden US-Dollar.
  • Die F&E-Ausgaben sind 2013 um 4 Prozent auf 4,8 Milliarden US-Dollar zurückgegangen.
  • Der Gewinn der börsennotierten Unternehmen stieg um 462 Prozent auf 1,03 Milliarden US-Dollar. Insgesamt erreichten 84 börsennotierte Unternehmen die Gewinnzone.
  • Die Marktkapitalisierung wuchs um 44 Prozent; dabei konnten zwei Drittel der europäischen Unternehmen ihre Marktkapitalisierung verbessern.
  • Die Kapitalaufnahme legte in Europa im Jahr 2013 um 34 Prozent auf 5,7 Milliarden US-Dollar und damit den höchsten Betrag seit 2007 zu. Mit 2,4 Milliarden US-Dollar machte Fremdkapital fast die Hälfte des aufgenommenen Kapitals aus.
  • Bei M&As verzeichnete Europa das beste Jahr seit 2007. Der Gesamtwert der 21 europäischen M&A-Deals des Jahres 2013 belief sich auf 19,6 Milliarden US-Dollar - ein Plus von 487 Proze

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