Malaria-Schutz bei Schimpansen

Auch frei lebende Schimpansen verfügen im fortgeschrittenen Alter über einen besseren Immunschutz gegenüber Malaria-Erregern

30.05.2013 - Deutschland

Frei lebende Menschenaffen sind häufig von Plasmodien befallen, einem Erreger, der bei Menschen Malaria verursacht. Über die biologischen Hintergründe dieser Infektionen bei Wildtieren ist bisher aber wenig bekannt. Ein internationales Forscherteam vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und vom Robert Koch-Institut in Berlin hat jetzt anhand von Kotproben frei lebender Schimpansen untersucht, wie sich das Alter der Tiere auf die Erkennungsrate des Malaria-Erregers auswirkt. Die Wissenschaftler entdeckten einen engen Zusammenhang zwischen dem Alter der Tiere und dem Vorhandensein von Malaria-Parasiten, wobei sich bei erwachsenen Tieren wesentlich weniger Erreger nachweisen ließen als bei Jungtieren. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Schimpansen beim Eintritt ins Erwachsenenalter eine schützende Immunität gegenüber Malaria auslösenden Parasiten aufgebaut haben, wie das auch beim Menschen der Fall ist.

© Sonja Metzger

Schimpansengruppe im Taï-Nationalpark an der Elfenbeinküste.

Bei in Malaria-Gebieten lebenden Menschen sinken mit steigendem Alter sowohl die im Körper nachweisbare Anzahl an Erregern als auch die mit Malaria im Zusammenhang stehende Krankheitshäufigkeit und Sterblichkeit. Das zeigt, dass im Laufe des Lebens progressiv ein Immunschutz aufgebaut wird. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und vom Robert Koch-Institut haben analysiert, inwiefern es auch bei frei lebenden Schimpansen einen Zusammenhang zwischen Alter und Malaria-Infektion gibt.

Dazu sammelten die Forscher im Taï-Nationalpark an der Elfenbeinküste  141 Kotproben von sieben weiblichen und zwölf männlichen Schimpansen im Alter von drei bis 47 Jahren.  Den Kotproben entnahmen die Forscher DNA, analysierten diese und konnten so herausfinden, welche Proben Malaria-Erreger enthielten. „Während der zwei Monate, in denen wir Proben gesammelt haben, war fast jedes Tier wenigstens einmal mit Malaria-Erregern infiziert“, sagt Helene De Nys vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und vom Robert-Koch-Institut. „Unsere Daten zeigen außerdem, dass zu jedem Zeitpunkt wenigstens ein Mitglied der Schimpansengruppe infiziert gewesen ist.“

Weitere Untersuchungen ergaben, dass bei älteren Tieren weniger oft Malaria-Erreger nachgewiesen werden konnten als bei jüngeren. Ob es sich bei ihnen um weibliche oder männliche Tiere handelte, war hingegen nicht von Belang. „Dies sind die ersten Hinweise darauf, dass  die epidemiologischen Merkmale einer Malaria-Infektion bei frei lebenden Schimpansen mit denen bei menschlichen Populationen vergleichbar sind“, sagt Roman Wittig vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. „Wie beim Menschen, spielt die Herausbildung einer erworbenen Immunität möglicherweise auch bei Schimpansen eine wichtige Rolle.“

Im Laufe dieses Prozesses tragen Malaria-Parasiten möglicherweise auch direkt zur Sterblichkeit junger Schimpansen bei. Während bei der Untersuchung von mehr als 30 verstorbenen erwachsenen Schimpansen derselben Gemeinschaft Malaria als mögliche Todesursache ausgeschlossen werden konnte, bleibt die Frage hinsichtlich der Jungtiere offen. Zwar ist bekannt, dass die Sterblichkeitsrate bei jungen Schimpansen sehr hoch ist;  ihre Kadaver sind aber selten zugänglich, da sie schwerer auffindbar sind und oft mehrere Tage lang von ihren Müttern getragen werden. „Noch können wir nichts Genaues über die Pathogenität von Malaria-Erregern bei frei lebenden Schimpansen sagen. Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass der ständige Kontakt dieser Schimpansenpopulation mit Malaria-Erregern bei den Tieren zu einer gewissen Immunität geführt hat”, sagt Fabian Leendertz vom Robert Koch-Institut.

 

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