Washington (dpa) - Die Gen-Aktivität von Nerven-
Stammzellen ähnelt derjenigen embryonaler Stammzellen. Diese Entdeckung stärkt nach Ansicht von US-Forschern die Hoffnung, mit Hilfe embryonaler Stammzellen Krankheiten behandeln zu können, bei denen
Nervenzellen zerstört werden. Die Analyse von 1800 Mäuse-Genen habe gezeigt, dass mehr als 61 Prozent dieser Erbinformationen sowohl in neuronalen als auch in embryonalen Stammzellen abgelesen würden, berichtet das Team um Douglas A. Melton von der
Harvard University in Cambridge (US- Staat Massachusetts) in der Onlineausgabe «Sciencexpress» des amerikanischen Fachmagazins «Science» (DOI: 10.1126/science.1072530).
Damit gleicht die Gen-Aktivität neuronaler Stammzellen der ihrer embryonalen Verwandten deutlich stärker als der ausgereifter Nervenzellen. Verglichen mit der Genaktivität anderer Zelltypen wurden bei Stammzellen insgesamt deutlich mehr Gensequenzen in
Proteine umgewandelt. 216 Gene waren sowohl in neuronalen als auch in embryonalen und in Blut-Stammzellen besonders aktiv. Allerdings wurden nur 4 dieser Gene in den differenzierten
Zellen überhaupt nicht abgelesen. Den Forschern zufolge weist dieses Ergebnis darauf hin, das die typischen Stammzellen-Eigenschaften durch das Zusammenspiel der auch in «normalen» Zellen aktiven Gene entstehen und nicht oder kaum durch spezielle Erbinformationen.
Die Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass sich Stammzellen immer so verhielten, als stünden sie unter Stress. So bilden sie große Mengen an Proteinen für die DNA-Reparatur, die Zerstörung von Giften und den Auf- und Abbau anderer Proteine. Dadurch würden Fehler bei der Weitergabe der Erbinformationen vermieden, die bei einer Stammzelle als «Urmutter» Millionen ausdifferenzierter Zellen für den Körper besonders gefährlich wären. Zudem werden die Stammzellen von den Stress-Proteinen vor Alterungsprozessen geschützt.