Forscher wollen „unsichtbare“ Organe schaffen
Organabstoßung soll verhindert und Immunsuppression überflüssig gemacht werden
MHH/Kaiser
Das Immunsystem erkennt ein Organ, das einem Patienten implantiert worden ist, an den sogenannten Gewebemerkmalen. Diese Zellstrukturen wollen die Forscher nun nach der Organentnahme gentechnisch entfernen. Hierzu entwickeln die Wissenschaftler neben dem gentechnischen Verfahren ein spezielles Organerhaltungssystem, um die sogenannte ex vivo-Organmodifikation durchführen zu können. Danach ist das Organ bereit zur Implantation in den Empfänger, in dem seine Herkunft für das Immunsystem dann nicht mehr zu erkennen ist – es ist unsichtbar.
Die Versuche führen die Forscher dieses Projektes mit Hilfe von Schweinenieren und anhand eines Minipig-Tiermodells durch – als Vorbereitung für eine Studie am Menschen, die ab dem Jahr 2021 folgen soll. Anschließend ist geplant, das Verfahren für Patienten anzuwenden – und zwar in einem dann aufgebauten „Organ Care Center Hannover“ der MHH. Dort soll es nicht mehr nur um Nieren gehen, sondern auch um andere Organe wie beispielsweise Lungen, Herzen und Lebern.
In dem jetzigen Forschungsverbund werden im Institut für Versicherungsbetriebslehre der Leibniz Universität Hannover auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen analysiert, was unter anderem für eine mögliche spätere Kostenübernahme durch die Krankenkassen wichtig ist. Darüber hinaus analysieren die Wissenschaftler auch, ob dieses neue Verfahren geeignet ist, bei bereits immunisierten Patienten angewendet zu werden. Davon würden vor allem auch Frauen profitieren, die durch eine Schwangerschaft Antikörper gegen Gewebemerkmale gebildet haben. Und auch Menschen mit Migrationshintergrund, deren Gewebemerkmale seltener mit denen hierzulande verfügbarer Transplantate übereinstimmen, könnten von der neuen Methode profitieren, da die Gewebemerkmale ausgeschaltet werden und somit nicht mehr der Grund für eine Abstoßung sein können.
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