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Silberblick



Silberblick ist ein Ausdruck für leichtes, nicht befremdlich wirkendes Schielen, exakt für Mikrostrabismus (manifestes, geringgradiges Einwärtsschielen) oder aber Momente von dekompensierender Heterophorie (latentes Schielen, kurzzeitiges Abweichen eines Auges). Silberblick ist des Weiteren ein Begriff aus der Metallurgie.

Inhaltsverzeichnis

Metallurgie

Der Silberblick ist ein bestimmter Moment bei der Silberraffination des während der Bleigewinnung anfallenden sogenannten „Reichbleis“, einer überwiegend aus Blei und Silber bestehenden Legierung. Dieses Reichblei wird in Treibherden, das sind Flammenöfen, aufgeschmolzen und einem steten Luftzug ausgesetzt. Während das unedle Blei so fortwährend durch den Luftsauerstoff oxidiert wird und dieses Oxid, die sogenannte Bleiglätte, von der Metallschmelze entfernt wird, reichert sich das edle Silber beständig an. Ist der Bleigehalt des Raffinats so weit gesunken, dass sich auf der Oberfläche der Metallschmelze keine matte Bleioxidschicht mehr bildet, das letzte Oxidhäutchen aufreißt und mithin das darunterliegende glänzende Silber sichtbar werden lässt, spricht man von Silberblick. Die dann vorliegende Legierung wird „Blicksilber“ genannt und besteht zu über 95 % aus Silber.

Malerei

  In der Kunst wird der Ausdruck für eine Maltechnik verwendet, die bei der Abbildung von Personen in Frontalansicht oder Dreiviertelprofil angewendet wird: Dabei werden die Augenstellung (bzw. die Position der Iris der beiden Augen) nicht exakt symmetrisch dargestellt, sondern leicht zur Mitte hin verschoben. Der Effekt dieser Technik ist, dass dem Betrachter das Gefühl vermittelt wird, die dargestellte Person würde ihn direkt anblicken und bei Bewegung sogar mit dem Blick folgen. Eines der ersten Werke, bei denen diese Technik angewendet wurde, ist die Mona Lisa von Leonardo da Vinci.

Die Erfindung des Silberblicks kann in der westlichen Malerei in der Hochrenaissance (Ende 15./Anfang 16. Jahrhundert) festgestellt werden. Figuren in älteren Abbildungen starren unnatürlich oder blicken durch den Betrachter in die Ferne, je nach Fähigkeiten des Malers. Dieser Effekt ist in der bäuerlichen Malerei noch bis ins 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert festzustellen, und bis heute nicht ausgestorben. Tatsächlich sind wir durch die Verbreitung der Fotografie ab ca. 1850 so gewohnt, dass Abbildungen „den Silberblick“ haben (weil die Personen dabei auf die Linse blicken), dass es erst auffällt, wenn er nicht vorhanden ist (z. B. oben erwähnte vorneuzeitliche Malerei, Kinderzeichnungen, naive Kunst).

Dass die Rezeption des Silberblicks von den Sehgewohnheiten abhängig ist, zeigen auch japanische Holzschnitte der Edo-Zeit, die zwar auch diese Technik verwenden, aber für den westlichen Betrachter oft übermäßig schielen.

Der verklärte Blick

Imhoff weist in [1] darauf hin, dass das Wort erst in jüngerer Zeit Eingang in den Duden gefunden hat (1961). Im 18. Jahrhundert wurde damit der verklärte Blick bezeichnet, wohingegen Schielen z. B. noch bei Theodor Fontane als genierter Blick umschrieben wird. Doch kennt Fontane auch den Silberblick in seiner heutigen Bedeutung und spricht seiner recht prosaischen Romanfigur Mathilde Möhring statt des Silberblicks einen Blechblick zu.

Dieser Gebrauch ist verloren gegangen. Inwieweit die heutige Verwendung mit der Maltechnik in etymologischem Zusammenhang steht, ist ungeklärt.

Sonstiges

Das Nietzsche-Archiv befand sich seit 1897 in der sogenannten „Villa Silberblick“ in Weimar.

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Silberblick aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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