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Lidocain



Steckbrief
Name (INN) Lidocain
Wirkungsgruppe

Lokalanästhetikum Antiarrhythmikum

Handelsnamen
  • Lidocain ACS Dobfar Info®(CH)
  • Xylocain Viscös®(D)
  • Trachisan®(D)
  • Xylocain für die Kardiologie® (D)
Klassifikation
ATC-Code N01BB02R02AD02C01BB01
CAS-Nummer 137-58-6
Verschreibungspflichtig: parenteral: Ja topisch: meistens Nein

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Fachinformation (Lidocain)
Chemische Eigenschaften

IUPAC-Name: 2-Diethylamino-2,6- dimethylacetanilid
Summenformel C14H22N2O
Molare Masse 234,34 g/mol−1

Lidocain (Handelsname: z. B. Xylocain®) ist ein Lokalanästhetikum vom Typ der Amide. Es ist vom Kokain abgeleitet, besitzt aber nicht dessen rausch- und suchterzeugende Komponente.

Inhaltsverzeichnis

Anwendung

Lidocain wird in der Human- und Veterinärmedizin als gut und schnell wirksames örtliches Betäubungsmittel häufig eingesetzt (Lokalanästhesie).

Hierzu wird es entweder in das Gewebe eingespritzt (Infiltrationsanästhesie), um so ein kleineres Areal zu betäuben, wie es für die Naht einer Platzwunde oder ähnlichen kleineren Eingriffe notwendig ist. Alternativ kann man dieses Medikament auch in den Bereich eines Nervs spritzen, um so dessen Versorgungsgebiet zu betäuben (Leitungsanästhesie).

Das Medikament sollte 1 bis 3 Minuten einwirken, dann ist eine ausreichende Lokalanästhesie gegeben. Die Wirkdauer ist dosisabhängig und beträgt 1 bis 3 Stunden.

Da es auch gut über die Schleimhaut aufgenommen wird, gibt es diesen Wirkstoff auch als Spray oder als Inhaltsstoff in Gleitmitteln zur Erleichterung der endotrachealen Intubation oder Salben (Oberflächenanästhesie).

In geringer Dosierung (z. B. in Salben oder Hustenpastillen) ist es auch rezeptfrei erhältlich. Das Mittel wird von Zahnärzten zur örtlichen Betäubung eingesetzt und hat deshalb vor allem im süddeutschen und Schweizer Sprachraum den Spitznamen "Zahnarzt-Kokain".

Seit 2007 ist Lidocain in Europa auch als Pflaster mit 5 % w/w Lidocain erhältlich, das unter dem Handelsnamen Versatis® zur Behandlung neuropathischer Schmerzen nach Herpes-Zoster-Infektion zugelassen ist.[1]

Außerdem ist Lidocain ein Medikament zur Stabilisierung des Herzrhythmus'. Es kann recht gut Herzrhythmusstörungen unterdrücken, die ihren Ursprung in den Herzkammern haben (ventrikuläre Extrasystolen/Tachykardie). Der früher häufige Gebrauch als Notfallmedikament ist heute sehr stark zurückgegangen, da Lidocain seinerseits Herzrhythmusstörungen erzeugen und die Kontraktionskraft des Herzens einschränken kann (= negativ inotrope Wirkung).

Lidocain wird auch von Männern verwendet, die unter vorzeitigem Samenerguss leiden. Im Handel sind diese lidocainhaltigen "Langzeitsalben" bzw. "Verzögerungscremes" rezeptfrei erhältlich. Die Creme wird – bei ganz zurückgezogener Penis-Vorhaut – auf die Eichel aufgetragen und einmassiert.

Je nach Dosierung setzt Lidocain aber häufig erst nach 30 Minuten die Empfindungsfähigkeit der Eichel herab. Bis dahin sollten die Partner den Liebesakt also noch nicht beginnen. Ersatzweise kann die Zeitspanne mit einem rascher wirkenden Verzögerungsmittel (beispielsweise Benzocain) überbrückt werden.

Vorteil von Lidocain ist aber, dass die Betäubung des Penis häufig über 60 Minuten anhält. Somit gibt das Medikament also beiden Partnern die Möglichkeit zu einem langen, erfüllten Liebesakt.

Wirkprinzip

Lidocain blockiert spannungsabhängige Natrium-Kanäle in den Zellmembranen der Nervenzelle. Wenn sensible Rezeptoren auf der Haut die Empfindung von Druck, Schmerz, Wärme, Kälte etc. an das Gehirn weiterleiten soll, wird die Erregungsweiterleitung über die Nervenzellen blockiert, da kein Natrium in die Nervenzelle einströmen kann und so die Entstehung eines Aktionspotentials erschwert wird. Lidocain wirkt bei Injektion unter die Haut oder bei Auftragung als Salbe nur an den sich dort befindlichen Nervenzellen. Dünne Nervenfasern werden früher in ihrer Weiterleitung blockiert als dicke. Daraus ergibt sich folgende Reihenfolge des Funktionsausfalls: Schmerz - Temperatur - Berührung - Druck - und zuletzt auch Efferenzen. Efferenzen sind Fasern, die vom ZNS kommen und z. B. Muskeln innervieren. Dadurch fällt auch die Motorik (Muskelbewegung) an dieser Stelle aus.

Unerwünschte Wirkungen

Wie alle örtlichen Betäubungsmittel kann auch Lidocain die typischen Nebenwirkungen erzeugen; dazu gehören Wirkungen im Bereich des Zentralen Nervensystems (wie z. B. Unruhe, Krampfanfälle u. a.), des Herzens (Rhythmusstörungen) und allergische Reaktionen.

Streckmittel in Kokain

Lidocain ist häufig Kokain beigemischt, um dieses zu strecken. Da die Reinheit von Kokain für gewöhnlich dadurch überprüft wird, ob es das Zahnfleisch betäubt, wenn es auf dieses gestrichen wird, haben Konsumenten von Kokain aufgrund der betäubenden Wirkung den Eindruck eines besonders reinen Stoffs. Da Lidocain allerdings in größeren Mengen Herzrhythmusstörungen hervorrufen kann, ist der Konsum von mit Lidocain gestrecktem Kokain sehr gefährlich. Vor allem bei intravenösem Konsum waren in den letzten Monaten mehrere Todesfälle von Kokain-Benutzern wegen Herzstillstandes zu beklagen.

Einzelnachweise

  1. Versatis 5 % medicated plaster Fachinformation zu Versatis (engl.)
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Lidocain aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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