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Gemeine Akelei



Gemeine Akelei
 
Systematik
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Unterfamilie: Isopyroideae
Tribus: Isopyreae
Gattung: Akeleien (Aquilegia)
Art: Gemeine Akelei
Wissenschaftlicher Name
Aquilegia vulgaris
L.

Die Gemeine Akelei (Aquilegia vulgaris), auch Wald-Akelei genannt, ist eine Pflanzen-Art aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae).

Die Gemeine Akelei wurde im Mittelalter und der frühen Neuzeit in vielfältiger Form in der Medizin verwendet. Aufgrund der ihr zugeschriebenen Symbolik ist sie außerdem auf zahlreichen mittelalterlichen Tafelgemälden zu finden.

Inhaltsverzeichnis

Namensherkunft

Die Herkunft des Namens „Akelei“ ist umstritten - manche Autoren führen die deutsche Bezeichnung „Akelei“ auf das lateinische Wort „aquila“ = Adler zurück, da der Sporn ähnlich gekrümmt ist wie der Schnabel und die Krallen eines Adlers. Andere Autoren wie etwa Esther Gallwitz verweisen darauf, dass die Pflanze erstmalig von Hildegard von Bingen genannt wurde und diese den althochdeutschen Namen „aglaia“ oder „agleya“ verwendete. Dieser verwendet wiederum die indogermanische Bezeichnung „ak“, welches „spitz“ oder „scharf“ bedeutet. Erst Albertus Magnus habe daraus den Bezug zu dem „aquila“ gebildet.

In anderen Sprachen wird auf die Ähnlichkeit des Honigblatts zu einer Taube angespielt. So wird im englischsprachigen Raum die Akelei als „Columbine Flower“ bezeichnet. Auch manche deutsche Volksnamen spielen auf die Ähnlichkeit der fünf Blütenblätter zu fünf im Kreis sitzenden Vögeln an: So wird die Blume je nach Region auch „Taubenblume“, „Tauberln“ oder „Fünf Vögerl zusamm“ genannt.

Der Volksmund bezeichnet die Akelei auch als „Elfenhandschuh“ und „Frauenhandschuh“, als „Kapuzinerhütli“ oder „Pfaffenkäpple“. Auf die ihr zugeschriebenen liebesfördernden Wirkungen spielen die volkstümlichen Bezeichnungen „Venuswagen“ und der in der Schweiz gebräuchliche Name „Schlotterhose“ an.

Beschreibung

    Die Gemeine Akelei ist eine kurzlebige, mehrjährige, krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 30 und 60 Zentimetern erreicht, etwa 45 cm breit wird und über ein kräftiges Rhizom verfügt. In der Mitte der lockeren Blattrosette wachsen lange, reichverzweigte Stängel, an deren Blütenzweigen die gespornten glockenförmigen Blüten sitzen.

Die Laubblätter der Gemeinen Akelei sind bläulich-grün. Sie sind in drei gestielte Blättchen gefiedert, die wiederum in drei Lappen eingeschnitten und am Rand gekerbt sind. Die grundständigen Blätter sind lang gestielt, weiter oben am Stängel nimmt die Stiellänge ab und die Blättchen werden länglich oval und ganzrandig. Bald nach der Blütezeit zieht sich die Pflanze mit welkenden Blättern und Stängeln auf das Rhizom zurück.

Die Blüten erscheinen in der Zeit von Mai bis Juni und haben einen Durchmesser von drei bis fünf Zentimetern. Sie haben fünf kronblattartige Perigonblätter, die jeweils 1,5 bis 2,5 cm lang und 1,0 bis 1,5 cm breit sind. Die fünf Nektarblätter neigen sich glockenartig und tragen am Grunde Nektardrüsen. Die Blüten sind überwiegend blau gefärbt; gelegentlich treten jedoch auch bei der Wildform weiße, rotviolette oder blaue Blüten mit weißem Rand auf. Die blaue Farbe geht auf das Anthocyanidin Delphinidin zurück.

Sie bilden aus jedem einzelnen, freien Fruchtblatt die für Hahnenfußgewächse typischen Balgfrüchte. Während die Blüten nach unten gerichtet waren, stehen die Balgfrüchte aufrecht und enthalten die bis zu 2,5 mm langen, schwarzglänzenden Samen.

Die als Gartenpflanze kultivierten Sorten der Gemeinen Akelei gibt es neben dem dunklen Blau der Wildform auch mit weißen, rosa, roten und purpurnen Blüten. Strahlend weiße Blüten hat beispielsweise die Sorte 'Nivea'. Daneben gibt es auch Zuchtformen der Gemeinen Akelei, die zweifarbig sind, und solche mit gefüllten Blüten. Zu den von der Royal Horticultural Society empfohlenen Akelei-Sorten gehört beispielsweise die Zuchtform 'Nora Barlow', die pomponförmige gefüllte und altrosa und weiß gefärbte Blüten hat.

Fortpflanzung

Bestäubung

  Als bestäubende Insekten kommen bei der Akelei nur Hummelarten in Frage, die einen ausreichend langen Rüssel haben. Der lange Rüssel ist notwendig, um den Nektar zu erreichen, der am Grund der Sporne der Honigblätter ausgeschieden wird. Angelockt werden die Hummeln durch die Färbung der Blütenblätter sowie den Nektarduft. Nachdem sie sich mit den Vorderbeinen am Rand der Kronblätter festgekrallt haben, dringen sie mit ihrem Kopf in den lang ausgezogenen Sporn ein.

Die Akelei gehört zu den Pflanzen, bei denen Staub- und Fruchtblätter zu unterschiedlichen Zeitpunkten reifen. Über diesen Mechanismus stellen die Pflanzen sicher, dass die Narben der Blüte durch den Pollen einer anderen Pflanze bestäubt werden. Als sogenannte vormännliche Pflanze (Proterandrie) reifen bei der Akelei zuerst die Staubblätter. Daher wird, solange die Blüte sich noch in ihrem vormännlichen Stadium befinden, der Hinterleib der Hummeln mit Pollen eingestäubt. Sind die Blüten bereits älter und damit weiblich, nehmen die dann reifen Narben den Pollen auf, den die Hummeln von anderen Akeleipflanzen mitbringen.

Kurzrüsselige Hummeln beißen gelegentlich den Sporn der Akelei von außen an und holen sich den Nektar, ohne dabei die Blüte zu bestäuben. Ist das Loch vorhanden, finden sich auch bald Bienen ein, die gleichfalls als „Nektardiebe“ den Nektar aufnehmen, ohne eine Bestäubung vorzunehmen.

Verbreitung des Samens

Die Gemeine Akelei nutzt mehrere Mechanismen zur Ausbreitung ihrer Diasporen. Sie zählt sowohl zu den sogenannten Austrocknungsstreuern, als auch zu den Wind- und Tierstreuern.

  Mit dem Verblühen der Blüten bilden sich die nach oben gerichteten Balgfrüchte aus, die auf den verlängerten elastischen Fruchtstielen sitzen. Während des im Juli beginnenden Reifungsprozesses dieser Balgfrüchte trocknen die Fruchtwände aus, und durch diesen Trocknungsprozess öffnen sich die Balgfrüchte ruckartig entlang ihrer längsverlaufenden Bauchnaht. Dabei werden die jeweils oberen Samen fortgeschleudert. Dieser Mechanismus wird als Austrocknungsstreuung bezeichnet. Typischer ist jedoch, dass die Samen der Gemeinen Akelei durch Wind oder Tiere verstreut werden. Der Wind löst die Samen aus den geöffneten Früchten und trägt sie mit sich fort. Bei Tieren verhaken sich die Balgfrüchte mit ihren behaarten Oberflächen für einen kurzen Moment im Fell der Tiere, um bei der Ablösung vom Tierfell ruckartig wieder nach oben zu schnellen. Dieser Rückstoß bewirkt, dass die Samen aus der Balgfrucht herausgeschleudert werden (sogenannte Semachorie).

Verbreitung und Unterarten

Die Gemeine Akelei ist in ganz West-, Mittel- und Südeuropa sowie Nordwestafrika und dem westlichen Osteuropa beheimatet. In Europa reicht ihre Verbreitung bis zum 66. nördlichen Breitengrad. In Asien findet man sie vom Himalaya bis zum 60. nördlichen Breitengrad und in östlicher Richtung bis Japan.

Die Art hat je nach Zuordnung zwei oder drei Unterarten:

  • Die Dunkle Akelei (A. v. ssp. nigricans) mit dunkel blauvioletten Blüten kommt in Kärnten vereinzelt vor.
  • Die Unterart A. v. ssp. vulgaris mit blauvioletten Blüten kommt vor allem im südlichen Verbreitungsgebiet vereinzelt vor .

Gelegentlich wird die Schwarze oder Schwarzviolette Akelei auch als Unterart (A. v. ssp. atrata) bezeichnet. Von anderen Taxonomen wird sie jedoch als eigene Art (A. atrata) eingeordnet. Sie hat braunviolette/braunpurpurne, selten weiße Blüten und ist in den Kalk-Alpen, dem Alpenvorland und der Schwäbischen Alb zu finden.

Standort

  In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist sie vor allem in krautreichen und meist lichten Eichen- und Buchen-Mischwäldern zu finden. Sie kommt im Randbereich von Hecken, auf Trocken- und Halbtrockenrasen sowie im Saumbereich von Wiesen vor. Sie gedeiht auf mäßig trockenen bis frischen Böden, die nährstoff- und basenreich sind und präferiert dabei kalkhaltigen Untergrund. Je sonniger der Standort ist, desto frischer sollte der Boden sein.

Häufige Begleitpflanzen der Gemeinen Akelei sind die Stinkende Nieswurz und das Leberblümchen.

Bestand und Bedrohung

In einigen deutschen Bundesländern gilt die Gemeine Akelei als in ihrem Bestand gefährdet, in Brandenburg gilt sie sogar als ausgestorben. Das Pflücken, Ausgraben oder Besitzen wildwachsender Akeleien ist generell untersagt, ebenso wie ihre Standorte oder Bestände nicht betreten werden sollen. Alle Akeleien sind „besonders geschützt“ nach dem Bundesnaturschutzgesetz (Bundesartenschutzverordnung). Sie wurde 1985 in Deutschland als eine der ersten Pflanzen zur Blume des Jahres gekürt.

In einigen Landschaften haben sich die Pflanzen in neuer Zeit wieder ausgebreitet, was zum Teil auf die Verschleppung von Samen zurückgeführt wird. Zu Lebensraumverlusten kommt es, wenn weit auseinander stehende Laubholzbestände in Nadelholzreinkulturen umgewandelt oder wenn Magerwiesen aufgeforstet werden.

Die Gemeine Akelei verträgt eine einmalige Mahd sehr gut. Wird dagegen an ihren Standorten häufiger gemäht oder intensiver geweidet, wächst sie nicht mehr nach.

Verwendung als Gartenpflanze

  Die Akelei ist wahrscheinlich seit dem späten Mittelalter eine Zierpflanze europäischer Gärten. Da Herbarien erst ab dem 17. Jahrhundert angelegt wurden und erste botanische Bücher erst im 16. Jahrhundert geschrieben wurden, lässt sich ein genaueres Datum nicht bestimmen. Einen der ältesten Hinweise auf eine Verwendung der Akelei als Zierpflanze liefert dagegen die mittelalterliche Kunst. Auf dem um 1410 entstandenen „Paradiesgärtlein“ eines unbekannten oberrheinischen Meisters, das sich heute im Frankfurter Museum Städel befindet, ist neben zahlreichen anderen Zierpflanzen auch eine Akelei zu erkennen. Auch Hieronymus Bock berichtet 1539 in seinem „Kreutterbuch“ von einer „Agleyblume“, die häufig angebaut wird:

Das Agleykraut wachßt gemeinlich in unsern Landen in den Gärten. Man findts aber auch in den Wäldern die inn der höhe ligen.

Leonhard Fuchs berichtete bereits 1543, dass neben Pflanzen mit der üblichen blau gefärbten Blüte auch schon solche mit weißen oder rötlichen bekannt seien. Gefüllte Sorten werden erstmals 1561 beschrieben, und im Hortus Eystettensis wurden 1613 zwölf kultivierte Formen der Gemeinen Akelei genannt.

Die pflegeleichte Gemeine Akelei, die allerdings schon um 1900 als altmodische Blume galt, ist heute noch häufig in Gärten zu finden. Sie gedeiht besonders gut an lichten bis halbschattigen Stellen im Garten, die einen humosen Boden aufweisen, und wird häufig mit Farnen und Anemonen kombiniert.

Genauso häufig wie die Gemeine Akelei findet man jedoch in europäischen Gärten langspornige Akeleisorten. Diese sind nicht auf die Gemeine Akelei zurückzuführen. Es handelt sich meistens um Hybriden nordamerikanischer Akeleiarten, die nach 1800 zunehmend in Europa eingeführt wurden.

Die Akelei in der Heilkunst

Inhaltsstoffe

Die Akelei zählt zu den Giftpflanzen, die neben Isochinolinalkaloiden wie beispielsweise Magnoflorin auch ein krebserregendes Blausäure-Glykosid enthält. Dieses Blausäure-Glykosid ist insbesondere in den Samen enthalten. Jedoch führt auch der Verzehr von 20 Gramm der bitter schmeckenden Blätter bereits zu leichten Vergiftungserscheinungen. Zu den Symptomen einer solchen Vergiftung gehören Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Atemnot, Herzbeschwerden und Benommenheit. Als Behandlungsmaßnahmen bei einer Vergiftung durch versehentlichen Verzehr kommen vor allem das Auslösen von Erbrechen und die Einnahme von Aktivkohle in Betracht.

Die in der Gemeinen Akelei enthaltenen Isochinolinalkaloide sind starke Reizgifte. Sie können auf der Haut Brennen, Rötung, Blasenbildung und eventuell sogar die Entstehung von Nekrosen auslösen.

Historische Verwendung

  Während den griechischen und römischen Ärzten des Altertums die Akelei als Heilmittel offenbar nicht bekannt war, zählte sie im Mittelalter in Europa zu den bekannten Heilmitteln. Als Erste erwähnt Hildegard von Bingen die Gemeine Akelei als Heilpflanze.

Während heute Gartenbücher davor warnen, dass Akelei giftige Verbindungen enthält, schreibt Tabernaemontanus in seinem 1588 erschienen New Kreuterbuch:

Wiewohl nun dieses Gewöchs bey unsern Medicis sehr wenig oder gar nicht im Gebrauch/ so ist doch rathsamer dass es auch vor anderen frembden Gewächsen seinen Platz in der Apotheken habe / sintemal es ein nützliches und heylsames Kraut ist/ und beyde jnnerlich und eusserlich ... sehr nützlich zu gebrauchen.

Als innerliche Anwendung empfiehlt Tabernaemontanus das Mittel gegen Potenzstörungen.

In dem 1606 erschienenen medizinischen Werk Horn des heyls Menschlicher Blödigkeit oder Kreutterbuch nach rechter Art der Himmlischen Einfließungen beschrieben durch Philomusum Anonymum werden bereits 273 Anwendungsmöglichkeiten der Akeleipflanze beschrieben. Unter anderem heißt es: ...es ist gut hitzigen Leuten, die gerne zürnen. Alle Teile der Pflanze wurden als Heilmittel gegen Skorbut und Gelbsucht und bei Leber- und Gallenleiden und Magenbeschwerden benutzt. Der scharfe Saft der Blätter sollte Wunden heilen, und man glaubte, dass die Pflanze junge Paare vor bösem Zauber schützte.

In der Volksmedizin wurde die Akelei nur gelegentlich verwendet. Typische Anwendungsbereiche waren Menstruationsbeschwerden, Augenerkrankungen, Hals- und Rachenentzündungen sowie Gallenbeschwerden. Der Saft der im Mörser zerstoßenen Blätter sollte gegen Grind und Hautausschläge helfen und - wenn er in Fisteln geträufelt wurde - deren Abheilung bewirken. In einigen Gegenden des Siegerlandes wurde die Akelei im Frühjahr gesammelt und als Wildgemüse gegen Krebs gegessen. Die getrockneten, gepulverten Blätter waren auch einer der wesentlichen Bestandteil einer im Dillkreis verwendeten Krebsarznei - wirksam war sie allerdings nur, wenn man die Pflanze schweigend gesammelt hatte. Die giftigen Wirkstoffe der Samen wurden außerdem früher gegen äußere Körperparasiten eingesetzt. Ein Sud der Samen sollte beispielsweise gegen Läuse helfen.

Heutige Verwendung in der Heilkunst

Akelei wird heute noch in der Homöopathie verwendet, wo die Pflanze ähnlich wie früher in der Volksmedizin bei Menstruationsbeschwerden, Nervosität, Schwächezuständen und Hautkrankheiten eingesetzt wird. Ansonsten findet die Akelei in der modernen Pflanzenheilkunde keine Verwendung mehr. Heute stehen die Pharmakologen auf dem Standpunkt, dass die in der Akelei enthaltenen krebserregenden Glykoside in ihrer chemischen Struktur noch unvollständig bekannt sind. Generell schätzt man die Gemeine Akelei als eine Pflanze ein, die nicht mehr von medizinischem Interesse ist, da für ihre möglichen Einsatzgebiete andere und wirkungsvollere Wirkstoffe zur Verfügung stehen.

Die Akelei in der Kunst

Die Akelei erscheint als Sinnbild auf vielen mittelalterlichen Tafelbildern. Esther Gallwitz, die ein ganzes Buch den auf den Gemälden des Frankfurter Städel dargestellten Pflanzen gewidmet hat, schreibt dazu:  

[Die Akelei] ist die „gotische“ Pflanze. Sowohl ihre Symbolik wie Zahlenmystik und Geometrie fordern zu abstrahierenden Darstellungen heraus. Da ist zuerst das zweimal dreigeteilte Blatt an den Blütentrieben, dann aber das grundständige Blatt, das dreimal dreigeteilt ist, und also aus siebenundzwanzig kleinen rundlichen Blättern ein gleichseitiges Dreieck in einem Kreis ergibt. Dieser Dreiteilung verbindet sich zum Symbol der göttlichen Dreifaltigkeit. Die Blüte ist ebenfalls mathematisch zu beschreiben und geometrisch als regelmäßiges Fünfeck darstellbar. Ihr Diagramm folgt dem Goldenem Schnitt, der „Göttlichen Proportion“. (Gallwitz, S. 91ff)

Die Akelei erscheint deshalb bereits in der Buchmalerei ab dem 14. Jahrhundert sehr häufig. Die Symbolik jedoch wechselt. Häufig verweist die Abbildung der Akelei auf Maria, auf dem Genter Altar der Gebrüder van Eyck steht sie für Christus. Der mittelhochdeutsche Name Aglei wurde volksetymologisch möglicherweise der kabbalistischen Ligatur AGLA gleichgesetzt, die häufig auf Amuletten und Ringen angebracht wurde und aufgelöst etwa dem Psalm 88, 53 Der Herr sei gepriesen in Ewigkeit, Amen, so sei es entspricht.

Auf dem Genter Altar stehen so die singenden und musizierenden Engel auf einem Fußboden, dessen Fliesen abwechselnd ein aus Akeleien gebildetes Ornament, das Lamm Gottes mit der Kreuzesfahne, das Zeichen IHS und die kabbalistische Ligatur zeigen. Die Darstellung der Blume Akelei dürfte daher als Lobpreisung und Anrufung Christi zu deuten sein, was auch ihre häufige Anbringung neben anbetenden Stiftern und Heiligen erklärt. Als Hinweis auf Christus kommt die Akelei auch in Gemälden vor wie:

  • Hugo van der Goes, Sündenfall, Wien, KHM
  • Lucas Cranach d.J., Allegorie der Erlösung, Weimar, Stadtkirche
  • Unbekannter Meister, Einhornjagd, Erfurt, Dom
  • Hugo van der Goes, Portinari-Altar, Uffizien

Seltener wird die Akelei auf Maria bezogen. Sie ist auch dann eigentlich ein christliches Symbol und weist auf die wunderbare Mutterschaft Marias hin. Das gilt auch für die oben erwähnte Einhorntafel im Dom zu Erfurt, wo das Einhorn (=Christus) in den Schoß Mariens flüchtet.

Die Akelei kann aber auch den Heiligen Geist symbolisieren, worauf auch der volkstümliche Name Taubenblume hindeutet. Im Wallraf-Richartz-Museum, Köln hängt ein Triptychon mit der Anbetung der Könige, auf deren Mitteltafel ein Strauß mit sieben Akeley-Blüten auftaucht. Der unbekannte mittelalterliche Maler hat die taubenähnlichen Blüten in die Nähe des weiter links befindlichen Taubensymbols gerückt, die sieben Blüten symbolisieren damit auch die „sieben Gaben des Heiligen Geistes“ und verweisen auf die „sieben Schmerzen Mariens“. Damit leiten sie auf die Kreuzigungsdarstellung auf dem rechten Flügel des Triptychons hin. Als Hinweis auf die sieben Gaben des Heiligen Geists sind auch die aufgeblühten sieben Akelei zu verstehen, die auf Hugo van der Goes Portinari Altar neben dem Jesuskind stehen. Nach Marianne Beuchert ist das noch anders zu deuten: Die in der jüdischen Kabbala wurzelnde christliche Zahlensymbolik zeigt sieben geöffnete Blüten als Signatur für die sieben Kardinaltugenden des Geistes: Weisheit, Verstand, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Furcht des Herrn (Jesaja 11,2).

Offenbar angeregt durch den volkstümlichen italienischen Namen „Amor nascosto“ (=Geheime Liebe) haben vor allem italienische Maler die Akelei in einem etwas anderen Zusammenhang gedeutet. Auf dem "Frauenporträt „La Colombine“ von Francesco Melzi, das sich heute in der Eremitage von Sankt Petersburg befindet, ist die Akelei Sinnbild für eine heimliche Liebe und Verführung. Auf Melzis Bild ist eine verführerische schöne Frau mit entblößter Brust zu sehen, die in ihrer Hand eine Akelei mit einer geöffneten Blüte und zwei hängenden Knospen hält. Im Bildhintergrund rankt ein efeublättriges Leinkraut (Cymbalaria muralis) an der Wand entlang. Dieses Leinkraut wird im Code Rinio als umbilicus veneris, also als Nabel der Venus bezeichnet. Von der Kunstgeschichte wird das Bild daher als Darstellung einer geheimen Liebe („amor nascosto“) gedeutet.

Eine ähnliche Bedeutung hat die Akelei auf dem im Louvre befindlichen Bildnis der Margherita Gonzaga von Pisanello. Auch Leonardo da Vinci malte die Gemeine Akelei neben Bacchus, und auf einer nicht erhaltenen Zeichnung, deren Kopie in der Bibliothek von Schloss Windsor aufbewahrt wird, zeigt er Akelei neben Leda mit ihren Kindern.

Nach Marianne Beuchert ist nicht auszuschließen, dass das Dreiblattornament der gotischen Kirchenfenster Akelei und nicht Klee bedeutet.

Die Kunst, die nach dem 16. Jahrhundert entstand, hat die religiöse und sexuelle Symbolik der Akelei zunehmend vergessen. Die Akelei erscheint in den späteren Jahrhunderten nur noch selten in profanen Stillleben.

Die Akelei im Aberglauben

Lange vor dem Christentum galt die zarte Blüte als Aphrodisiakum der Männer. In Europa waren vor allem die Samen Bestandteil vieler Hexensalben. Doch auch die Meskaki-Indianer Nordamerikas kochten aus Ginseng, Glimmererde, Schlangenfleisch, Gelatine und Akelei einen Liebestrank.

Im Altertum glaubte man, Löwen fräßen die Akelei im Frühling, um ihre Körperkräfte zu steigern. Botaniker nannten die Blume demzufolge Herba Leonis.

Im Volksglauben gilt ein aus der Akelei bereiteter Trank als wirksam gegen die durch Zauberei bewirkte Impotenz:

So einem Mann seine Krafft genommen
und durch Zauberey oder andere Hexenkunst zu den ehelichen Werken unvermöglich worden war
der trinck stätig von dieser Wurtzel und dem Samen
er genieset
und kompt wieder zurecht

empfahl Tabernaemontanus in seinem Kräuterbuch von 1613. Hilfreich sollte es auch sein, wenn das Membrum virile mit dem Absud der Akelei gewaschen wurde. Auch in Fruchtbarkeitsritualen spielte es eine Rolle, denn gegen die Unfruchtbarkeit sollte man sie ins Bettstroh legen.

Nach dem Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens geht allerdings der Einsatz von Akelei als Potenzmittel eher auf gelehrte literarische Überlieferung (Tabernaemontanus und Matthioli, 1563) zurück als auf einen deutschen Volksaberglauben.

Die Akelei in der Symbolsprache

  Deutlicher noch als bei anderen Pflanzensymbolen sind die symbolischen Bedeutungen der Gemeinen Akelei gegensätzlich. Auf der einen Seite interpretierte man den gesenkten, nickenden Blütenkopf als Zeichen für Demut und Anbetung. Man sah darin auch die Sorgen der Jungfrau Maria symbolisiert, da man in dem französischen Namen Ancholie die Verkürzung von Melancholie sah. In der Renaissance zählte die Akelei daher zu den Begräbnispflanzen. Gleichzeitig symbolisierte die Akelei Sexualkraft, Unbeständigkeit oder auch den verlassenen Liebhaber. Einer jungen Frau im 17. Jahrhundert einen Akeleistrauß zu schenken, galt aufgrund der sexuellen Symbolik der Pflanze als Unschicklichkeit.

Literatur

  • Detlev Arens: Sechzig einheimische Wildpflanzen in lebendigen Porträts. DuMont, Köln 1991. ISBN 3-7701-2516-9
  • Hanns Bächtold-Stäubli, Eduard Hoffmann-Krayer (Hrsg): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd 1. Stichwort Akelei. de Gruyter, Berlin 1927, 1987 (Repr.). ISBN 3-11-011194-2
  • Marianne Beuchert: Symbolik der Pflanzen - Von Akelei bis Zypresse. Insel, Frankfurt am Main 1995, 2004. ISBN 3-458-34694-5
  • Esther Gallwitz: Kleiner Kräutergarten - Kräuter und Blumen bei den Alten Meistern im Städel. Insel, Frankfurt am Main 1996. ISBN 3-45-833518-8
  • Heinz-Dieter Krausch: Kaiserkron und Päonien rot... - Entdeckung und Einführung unserer Gartenblumen. Dölling und Galitz, Hamburg 2003. ISBN 3-93-554923-7
  • Karl Löber: Agaleia - Erscheinung und Bedeutung der Akelei in der mittelalterlichen Kunst. Böhlau, Köln 1988. ISBN 3-41-205486-0
  • Angelika Lüttig, Juliane Kasten: Hagebutte & Co - Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Fauna, Nottuln 2003. ISBN 3-93-598090-6


 
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