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Flunitrazepam



Steckbrief
Name (INN) Flunitrazepam
Weitere Namen

Lat. Flunitrazepamum

Wirkungsgruppe

Hypnotikum Benzodiazepin Sedativum

Handelsnamen

u. a. Rohypnol®

Klassifikation
ATC-Code N05CD03
CAS-Nummer 1622-62-4
Verschreibungspflichtig: Ja + BtMG

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Fachinformation (Flunitrazepam)
Chemische Eigenschaften

IUPAC-Name: 5-(2-Fluorphenyl)-1-methyl-7-nitro-
1,3-dihydro-2H-1,4-benzodiazepin-2-on
Summenformel C16H12FN3O3
Molare Masse 313,2875 g/mol

Flunitrazepam (Handelsnamen u.a. Rohypnol®, Somnubene®, Somnibel®) gehört chemisch gesehen zu den Benzodiazepinen und ist mit Diazepam (Handelsname Valium®) verwandt. Es wird vorwiegend als Schlafmittel verschrieben und vor chirurgischen oder diagnostischen Eingriffen und gelegentlich auch noch anschließend kurzfristig zur Beruhigung des Patienten angewendet. Das Präparat kam 1975 auf den europäischen Markt, die Vorläufer sind aber schon älter.

Inhaltsverzeichnis

Wirkung

Flunitrazepam bindet an spezifische Benzodiazepinrezeptoren im Zentralnervensystem und verstärkt die dort natürlicherweise vorhandenen Hemm-Mechanismen, an denen der Neurotransmitter GABA (gamma-Aminobuttersäure) beteiligt ist. Flunitrazepam beeinflusst die GABA-ergen Transmissionen schon in wesentlich kleineren Dosen als andere Benzodiazepin-Derivate. Der sedative Effekt ist ungefähr 7- bis 10-mal stärker als der von Diazepam. Da der Wirkstoff nach oraler Einnahme sehr schnell und nahezu vollständig vom Körper aufgenommen wird, tritt die Wirkung etwa 15 bis 20 Minuten nach der Anwendung ein und hält zwischen 4 bis 7 Stunden an. Einige Effekte können bis 12 h nach der Anwendung auftreten.

Nebenwirkungen

wie bei Benzodiazepinen. Eine Abhängigkeit kann nicht nur bei Missbrauch, sondern auch bei therapeutischer Anwendung schon nach zwei Wochen eintreten.

In einer kritischen Analyse relevanter Studien hinsichtlich einer möglichen Einschränkung der Fahrtüchtigkeit im Straßenverkehr nach Einnahme von Flunitrazepam kommen [1] zu dem Schluss, dass darüber trotz der Menge der bislang gesammelten Daten unter Forschern kein Konsens gefunden werden konnte. Die vermutete beeinträchtigende Wirkung von Flunitrazepam auf die Fahrtüchtigkeit konnte weder bestätigt noch widerlegt werden. Dennoch gilt, dass selbst bei bestimmungsgemäßem Gebrauch dieses Arzneimittel das menschliche Reaktionsvermögen so weit verändern kann, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder ein Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Deshalb sollten grundsätzlich während der Behandlungsdauer mit Rohypnol sowie 24 Stunden nach der letzten Verabreichung des Medikaments keine Kraftfahrzeuge gesteuert oder andere Tätigkeiten ausgeführt werden, mit denen ein Patient sich selbst oder andere gefährden könnte.

Dies gilt in verstärktem Maße bei gleichzeitiger Einnahme von Alkohol, da dieser zusammen mit Flunitrazepam selbst 10 Stunden nach der letzten Dosis noch zu einer stärkeren Beeinträchtigung der Bewegungsabläufe und des geübten Verhaltens führen kann.

Besonders bei Kindern und älteren Patienten besteht die Möglichkeit von „paradoxen“ (gegenteiligen) Reaktionen. Dann treten statt Beruhigung erhöhte Aggressivität, akute Erregungszustände, Angst, vermehrte Muskelkrämpfe, Ein- und Durchschlafstörungen, Alpträume, Halluzinationen, depressive Verstimmungszustände oder gelegentlich sogar Selbstmordgefährdung auf. Die Behandlung mit Flunitrazepam kann dann nicht fortgeführt werden.

Missbrauch

In Kombination mit Alkohol oder Opioiden kann es zu einer Amnesie (Gedächtnislücke) kommen, daher hat Flunitrazepam den Ruf einer Date-Rape-Droge: Opfer von Vergewaltigungen oder anderen Straftaten können sich oft an keine Details zum Hergang erinnern. Besonders in den 90er Jahren wurden die damals farb- und geschmacklosen Tabletten für diesen Zweck missbraucht, meist indem sie Getränken beigemischt wurden. 1999 änderte der Hersteller die Zusammensetzung, so dass die seitdem hergestellten Tabletten eine bläuliche Farbe aufweisen, Flüssigkeiten verfärben, klumpen und einen leicht bitteren Geschmack haben. In einigen Ländern sind die alten Tabletten jedoch noch immer erhältlich und werden außerdem von einigen Generikaherstellern und anderen Firmen immer noch in der alten Form in den Handel gebracht.

Wie alle Benzodiazepine ist auch der Wirkstoff Flunitrazepam von Rechts wegen der Betäubungsmittelgesetzgebung unterworfen (Anlage III BtMG). Lediglich so genannte "ausgenommene Zubereitungen" sind von der Verschreibung auf einem Betäubungsmittelrezept ausgenommen und auf einem "normalen" Rezept verschreibbar.

Ende der 1990er Jahre wurde das Betäubungsmittelgesetz dahingehend geändert, dass zunächst die Menge pro Packung nicht mehr als 20 mg betragen durfte. Das hatte zur Folge, dass die bis dahin in 20er-Schachteln erhältlichen Tabletten zu 2 mg nur noch in 10er Schachteln angeboten wurden. Eine weitere Novellierung des BtMG im Jahre 1998 führte dazu, dass die Höchstmenge pro abgeteilter Form (also Tablette oder Ampulle) nicht mehr als 1 mg Flunitrazepam enthalten durfte.

Nach dieser Novellierung gingen die Tabletten zu 2 mg aus dem Handel, die Ampullen, die schon immer 2 mg Flunitrazepam enthielten, blieben im Handel, sind nun aber nur noch über ein Betäubungsmittelrezept zu erhalten. Dieser Umstand mag paradox erscheinen, ist aber nicht unüblich. So sind einige Zubereitungen des Benzodiazepins Midazolam (Dormicum), welches in niedrigeren Dosierungen rezeptpflichtig ist, ebenfalls nur über ein Betäubungsmittelrezept erhältlich (Ampullen zu 50 mg).

In einigen Ländern wie den USA ist Rohypnol nicht als Medikament zugelassen und gilt als illegale Droge.

Das Mittel wird auch als Partydroge missbraucht. Die Tabletten sind am Schwarzmarkt als „Ruppies“, „Ruffies“ oder „R2“, im deutschsprachigen Raum aber vor allem als „Ro(s)chies“ (nach der Hersteller-Firma Roche) oder „Ropys“ bekannt. Ebenso geläufige Namen sind „Flunies“ (nach dem Inhaltsstoff Flunitrazepam), „Rippen“ und „Ropse“. Speziell in Österreich werden häufig die Namen "Roiperl" oder "Ro" gebraucht. In Amerika sind sie vor allem als "Roaches" bekannt. Das Lied "Baby’s Got a Temper" der Band The Prodigy hat Rohypnol zum Thema. Ob es dessen Gebrauch verherrlicht oder kritisiert ist jedoch umstritten.

Quellen

  1. Kaufmann et al. 2004
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Flunitrazepam aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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